Buchbesprechung, Rubriken | Veröffentlicht in MIZ 2/24 | Geschrieben von Viola Schubert-Lehnhardt

Julia Prescher: Jugendweihe machen

Das Buch reiht sich ein in die Reihe Reflexive Übergangsforschung – Doing Transitions (Band 10) und befasst sich mit einem allseits bekannten, jedoch wenig erforschten Ritual. Die Autorin stellt Fragen danach, wie und wozu Jugendliche und ihre Familien Jugendweihe feiern, welche Bedeutungen sie ihr zuschreiben und welche Folgen dieses Ritual für die Beteiligten (die Jugendlichen selbst, ihre Eltern und Gäste) hat. Dazu hat sie diverse Jugendweihefeiern und die vorausgegangenen Veranstaltungen bzw. Unternehmungen (Auswahl und Kauf der Kleidung, Friseur, Make-up, Entscheidungen über Auswahl der Gäste etc.) über ein Jahr lang forschend begleitet.

Eingangs beschreibt sie bereits vorliegende Forschungsergebnisse, in denen jedoch, so die Autorin, weitgehend offen bleibt, was die Spezifik „ostdeutscher Jugendweihen“ ausmacht. Außerdem wären bisherige Studien auf die Feierstunde als Zugang zur Jugendweihe bzw. Jugendfeier fokussiert gewesen. Julia Prescher dagegen begleitet zwei Gruppen aus Sachsen-Anhalt über ein Jahr lang, eine davon aus einer Wohngruppe der stationären Kinder- und Jugendhilfe. Da die Autorin selbst an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg beschäftigt ist, ist die Recherche im Bundesland Sachsen-Anhalt nachvollziehbar, leider beschreibt sie nicht, wie die beiden konkreten Gruppen ausgewählt wurden.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit theoretischen Bezügen zu Über­gangsritualen im Lebensalter und Praktiken, das vierte stellt die methodologischen Überlegungen dieser Studie vor. Kapitel 5 ist der eigentliche Kern: Hier erfolgt die empirische Beschreibung und Analyse dessen, wie Jugendweihe „gemacht“ wurde. Sowohl Teilnehmerzahlen, Arten der Anmeldung, „Gestaltungen des Körpers“, Feierstunden in der Familie und Peergroup werden mit zahlreichen Interviews und Analysen dargestellt. Kapitel 6 rundet die Forschungen ab mit der Darstellung der Außeralltäglichkeit beim Gestalten von Übergängen und Positionsveränderungen in diesen Ritualen. Ein ausführliches Literatur­verzeichnis trägt zur weiteren möglichen Beschäftigung mit diesem Thema bei.

Julia Prescher: Jugendweihe machen. Eine ethno
grafische Studie zu Praktiken der Übergangs­gestaltung. Berlin/Toronto 2024, Verlag Barbara Budrich Opladen, 165 Seiten, kartoniert, Euro 38.-, ISBN 978-3-8474-2524-3