Auf dem Titelbild ist ein Schild zu sehen mit „Alle Richtungen“ und darunter „alle richtigen“. Doch leider zeigen die unterschiedlichen Beiträge zur Religionspolitik im Ergebnis alle dasselbe: Es sind m.E. die vollkommen unzureichenden und damit falschen Ansätze. Zum einen darf man statistischen Zahlen z.B. bei Kirchenmitgliedschaften nicht überbewerten, da nicht maßgeblich ist, wie dies ggf. die Bevölkerung sieht, sondern allein entscheidend ist, wie die politischen Machtträger mit einem Politikfeld umgehen, und zum andern wird natürlich immer der größte Elefant im Raum übersehen: Der Elefant in Sachen Religion heißt schließlich Glauben. Sämtliche angesprochenen Probleme würden sich umgehend in Luft auflösen, wenn die Menschen sich konsequent an ihrem vorhandenen (...) Wissen ausrichten und auch jegliches staatliche Bildungswesen sich daran orientieren würde.
Doch durch die konstante und fortwährende Weigerung, sich sachlich und nach Wahrheit suchend mit jeglichem Glauben auseinanderzusetzen, versagen alle Säkularen – ob aus intellektueller Überforderung oder Feigheit sei dahingestellt. Man überlässt dies den Theologen und Regierenden, die schon immer mit einem im Volk verankerten Glauben gut gefahren sind – egal wo und wann. Man kann die Kirchen angreifen (z.B. Kirchensteuer; Staatsleistungen; Arbeitsrecht) oder die Ausübungen des Glaubens (z.B. Kopftuch; Arbeitsrecht; Schulfach), aber der Inhalt des Glaubens an sich bleibt steinzeitlich „tabu“.
Wer fragt denn einmal: Wie viel Wahrheit steckt eigentlich in diesen Glaubenssätzen und wie verhalten sich diese zu den Grundrechten? Warum werden Glaubenssätze überhaupt hingenommen, die eindeutig gegen die Grundrechte verstoßen? Nicht das Kopftuch oder die Subventionierung der Kirchen sind das allein herrschende Problem, sondern das, für was sich die Gläubigen damit positionieren. Es ist weder in der Spitze kirchenkritischer Organisationen oder Vereinigungen ein erkennbares Wissen über die Inhalte des Glaubens und nicht zuletzt über deren durchgängige, eigentlich ins Auge springenden Widersprüche, Unwahrheiten und zeitgeschichtlichen Ausformungen vorhanden noch in der breiten Volksmasse zu erkennen. Durchgehend: lau und lahm.
So wird in der Realität sogar ein dumpfes, traditionelles Glauben auch von sich kritisch gebenden Organisationen nicht anders gesehen als von frommen Gläubigen. Erst wenn eine relevante Mehrheit der Menschen mit ausreichendem Wissen über die Grundlagen eines Glaubens verfügen kann, kann diese Mehrheit mit Gelassenheit sämtliche religiöse Äußerungen und sämtliches religiöses Gebaren, soweit es sich unterhalb einer rechtsstaatlichen Strafbarkeitsgrenze bewegt, zur Kenntnis nehmen. Das Kind, dem zuhause erklärt wird, was es mit dem Christentum oder dem Islam so auf sich hat, würde sich durch kein Kopftuch oder Kruzifix im Klassenzimmer mehr indoktrinieren lassen. (...)
