Evolution und Pädagogik
In der Reihe Texte zur Theorie und Geschichte der Bildung des LIT-Verlages ist 2012 der Sammelband Darwinismus, Bildung, Erziehung erschienen. Die Herausgeber, Florian Bernstorff und Alfred Langewand, versuchen gemeinsam mit zehn weiteren Autor_innen einen Brückenschlag zwischen der erziehungswissenschaftlichen und den naturwissenschaftlichen Denktraditionen des Darwinismus herzustellen. Dass dies alles andere als selbstverständlich ist, zeigen die Herausgeber gleich zu Beginn ihrer Einleitung, indem sie klarstellen, dass sich die Erziehungswissenschaften bis heute eher schwer mit den Wurzeln evolutionären Denkens tun. Dass es bereits Ende des 19. Jahrhunderts eine differenzierte Auseinandersetzung mit Darwin resp. dem Darwinismus gab, hatte Bernstorff bereits 2009 in seiner Dissertation dargestellt. Da in einem solchen Sammelband die Thematik nicht erschöpfend dargestellt werden kann, sehen sich die Herausgeber auch dazu veranlasst, mit diesem Werk zuvörderst „einen ersten Einblick in das pädagogische Rezeptionsverhalten gegenüber Darwin und dem Darwinismus“ zu ermöglichen (S. 12). Dieser Ansatz ist ihnen durchaus gelungen und die mitwirkenden Autor_innen machen mit ihren unterschiedlichen Herangehensweisen einen interessanten Aufriss möglich. Trotz des recht hohen Preises sei das Buch all denen ans Herz gelegt, die einen Perspektivwechsel anhand verschiedener Beispiele, im Verhältnis von Evolution(stheorie) und Pädagogik zulassen wollen.
Florian Bernstorff / Alfred Langewand (Hrsg.): Darwinismus, Bildung, Erziehung. Historische Perspektiven auf das Verhältnis von Evolution und Pädagogik. LIT Verlag, Münster 2012. 187 Seiten, kartoniert, 29,90 Euro, ISBN 978-3-643-11563-8
Kriminalgeschichte 10
Ursprünglich konzipiert wurde sie Anfang der 1970er Jahre und sollte damals gut 300 Seiten umfassen. Der erste Band erschien dann nach einer beachtlichen Vorlaufzeit 1986 und als Anfang März 2013 der abschließenden zehnte Band herauskam, war das Gesamtwerk bei über 5.000 Druckseiten angelangt. Am 23. März wurde der Autor Karlheinz Deschner für die enorme Leistung, die Kriminalgeschichte des Christentums quasi im Alleingang aufgearbeitet zu haben, gefeiert.
Im Haus Weitblick, dem Sitz der Giordano-Bruno-Stiftung in Oberwesel, hatten sich über 100 Gäste versammelt, um nocheinmal die verschiedenen Etappen der Entstehung jenes einzigartigen Werkes vorgestellt zu bekommen. Uwe Naumann, Programmleiter beim Rowohlt Verlag, erzählte, welche Bedeutung dieses Werk für den großen Publikumsverlag aus Reinbek hatte und hat. Zu keinem anderen Rowohlt-Sachbuch seien so viele Leserbriefe und Anrufe eingegangen wie zur Kriminalgeschichte. Frank Strickstrock, der den letzten Band als Lektor betreut hat, würdigte nicht allein die Leistung des Autors, sondern verwies auf den beharrlichen Fürsprecher Hermann Gieselbusch, der die Kriminalgeschichte von der ersten Idee an bis zu seinem Ausscheiden als Lektor begleitet und gegen alle Einwände verteidigt hat. Die Perspektive des Mäzens nahm gbs-Begründer Herbert Steffen ein. Er unterstützte die Kriminalgeschichte seit Beginn der 1990er Jahre und Karlheinz Deschner selbst betont immer wieder, dass er ohne diese finanzielle Unterstützung wohl erst bei Band 7 angekommen wäre, da kleinere Honorararbeiten und Vorträge die Arbeit immer wieder unterbrochen hätten.
Die Laudatio hielt Hermann Josef Schmidt. Er zeichnete das Bild eines großen Aufklärers, dessen opus magnum einen „Ehrenplatz in der Rangliste aufklärerischer Werke der Neuzeit“ einnehme. Anhand der Verse des Gedichtes Verklärter Herbst von Georg Trakl näherte sich der Philosoph Schmidt Deschners Werk und Wirken, stellte die Konzeption der Kriminalgeschichte vor, erinnerte an das Anti-Deschner-Tribunal aus dem Jahr 1992 und verwies auf das Schlußkapitel des zehnten Bandes „Armut als Massenphänomen im absolutistischen Zeitalter“, das Einblick in die Intentionen des Autors, in seine anthropophile, humanitäre Sichtweise bietet und alle, die Deschner als hasserfüllten Menschen wahrnehmen Lügen straft. Schmidt erwähnte die Einsamkeit als „unabdingbare Voraussetzung großer Werke“ und befand schließlich, dass die „präzise Analyse segensreicher Wirkungen christlicher Heilsbotschaften“ ein Meilenstein fundamentalismuskritischen Denkens sei.
Karlheinz Deschner: Kriminalgeschichte des Christentums. Bd. 10, 18. Jahrhundert und Ausblick auf die Folgezeit. Rowohlt, Reinbek 2013. 319 Seiten, gebunden, 22,95 Euro , ISBN 978-3-498-01331-8