Schwerpunktthema | Veröffentlicht in MIZ 2/15 | Geschrieben von Barbara Kemmer

Die Welt aus den Angeln heben

Satirische Karikatur und gesellschaftlicher Wandel

In der europäischen Kulturgeschichte ist die Karikatur eng mit sozialen Umwälzungsprozessen verbunden. Sie ist Träger und Ausdrucksmittel von zeithistorisch gebundener Kritik und politischer Positionierung. Indem die satirische Bildkunst menschliche und gesellschaftliche Widersprüche mittels komisch-ironischer Übertreibung und Verzerrung offenlegt, mahnt sie zur Reflexion und Besinnung. Gerade die sozialkritische Darstellung ist als epochenspezifisches Zeugnis gesellschaftlicher Verhältnisse, Strukturen und Ereignisse von besonderer Bedeutung. Satirische Spottbilder legen es einerseits darauf an, den Betrachter zum Lachen zu bringen. Andererseits vermögen sie es, für das politische Tagesgeschehen zu sensibilisieren. Denn durch die typisch betonte Kontrastierung von gedachtem Ideal und erlebter Wirklichkeit legt die Karikatur den Finger in die Wunden der Zeit: Sie will irritieren, schockieren, verstören – und nachhaltig wirken.