Der Versuch des Perspektivwechsels auf das Bild der DDR ist zu begrüßen. Nach 30 Jahren Mauerfall ist ein differenzierterer Blick auf die DDR unumgänglich. Nach 30 Jahren erlebter bundesdeutscher
Wirklichkeit erlebe ich auf einigen Feldern einen schwachen Rechtsstaat, der Unrecht zulässt. Somit
wird ein Vergleich mit 40 Jahren DDR interessant.
Als ehemaliger DDR-Bürger bin ich einer von den ostdeutsch sozialisierten Menschen, der sich zu diesem Thema einbringen kann. Vor kurzem habe ich als IBKA-Mitglied mit unserer Regionalsprecherin beim Treffen von eHHB und IBKA Berlin/Brandenburg das Thema Religion und Kirche in der DDR präsentiert und erläutert. Wir haben uns auf einschlägig verfügbare Quellen gestützt, zugute kamen mir auch meine persönlichen Erfahrungen als konfessionsloser Pfarrerssohn.
Westberliner und Westdeutsche fanden das sehr interessant und waren erstaunt, dass es in der DDR
Religionsfreiheit nicht nur auf dem Papier gab. Die Säkularisierung in der DDR war die Folge der Trennung von Staat und Kirche. Einige fragten, ob die DDR wirklich ein Unrechtsstaat gewesen sei. Ich konnte darauf keine eindeutige Antwort geben, verwies jedoch darauf, dass es in der DDR neben
Religionsfreiheit, ein Zivilgesetzbuch und Arbeitsgesetzbuch gab und dass die Gleichberechtigung der Frauen real existierte und gesetzlich festgeschrieben war. Ich habe aus politischen Gründen selbst Unrecht in der DDR erlebt, würde aber die DDR nicht pauschal als Unrechtsstaat bezeichnen.
Ehrenfried Wohlfarth, Berlin