Er hat es schon wieder getan. Papa Francesco alias Jorge Mario Bergoglio, der argentinische Jesuiten-Schüler. Nor- malerweise verzapft der Pontifex Maxi- mus seine abenteuerlichsten Äußerungen in Flugzeugen, was – wir wollen es ihm zugute halten – eventuell an den prekären Sauerstoffverhältnissen hoch oben im Himmel liegen mag. Doch bei der jüngsten intellektuellen Abenteuerlichkeit blieb Seine Heiligkeit auf dem Boden. Rein geografisch. Inhaltlich bedauerlicherweise nicht.
In einem Interview mit dem italienischen Fernsehsender TV2000 widmete sich Bergoglio laut Medienberichten jüngst dem Teufel – eines seiner erklärten Lieblingsthemen. Er mahnte darin die Katholiken, sich vor der Macht des Bösen in Acht zu nehmen, und betonte, dass der Teufel keine diffuse Sache sei, sondern eine Person. Otto Normalsterblicher stünde bei einer solchen Äußerung bereits mit einem Bein in der Klapsmühle, nicht jedoch das geistliche Oberhaupt der Katholiken. Noch mehr erfuhr die Welt in diesem Interview über den Herrscher der Hölle, der Franziskus offenbar wohlbekannt ist: Der Teufel habe laut Bergoglio nämlich einen Vor- und einen Nachnamen (die der Papst jedoch nicht verriet) und er tue so, als sei er wohlerzogen, wenn er ‘bei uns zuhause eintritt’. Eindringlich mahnte Bergolio jedoch davor, sich mit dem wohlerzogenen Hausgast auf ein Gespräch einzulassen. „Mit dem Teufel kann man nicht sprechen“, sagte der Papst wörtlich. „Wenn du anfängst, mit ihm zu sprechen, bist du verloren, er ist intelligenter als wir, er lässt dich umfallen, er verdreht dir den Kopf.“
Mit Schaudern muss ich daran denken, von welchen Wahnvorstellungen dieser mächtige Mann gepeinigt wird. Wie mag es sein, wenn man allabendlich auf den Sofa sitzt, ein Buch lesen oder Fernsehen schauen will, und glaubt, neben einem säße der wohlerzogene Fürst der Finsternis, der versucht, einen in Gespräche zu verwickeln, die man zwanghaft abwehren muss? Der arme Mann! Gibt’s denn da nichts von ratiopharm, um ihm zu helfen?
Auf erschreckende Weise zeigt sich in diesen Äußerungen des Papstes, wie er die Welt wahrnimmt und welche Abwehrstrategie er gegen rationale Argumente entwickelt hat. Man stelle sich den abendlichen Sofa-Gast des Papstes als Richard Dawkins vor. Ein wohlerzogener Mann mit Vor- und Nachnamen. Würde Dawkins den Papst in ein Gespräch über die Wahrscheinlichkeit der Existenz Gottes verstricken, so hätte der englische Pro- fessor sicherlich die besseren Argumente. Würde der Papst es seinem Hirn gestatten, über diese Argumente tatsächlich nachzudenken, so würden sie ihm wahrscheinlich wirklich den Kopf verdrehen. Wie also sieht die päpstliche Strategie im Umgang mit solchen Argumenten aus? Man hört sie sich überhaupt nicht erst an, weil man weiß, dass das Gegenüber intelligenter ist und die besseren Argumente hat. Stattdessen wird dieses potentiell gefährliche Gegenüber als Personifikation des Teufels verstanden. – Aus medizinischer Sicht wäre hier dringend eine Therapie angeraten. Am besten in einer nicht-katholischen Klinik.