Zündfunke | Veröffentlicht in MIZ 1/24 | Geschrieben von Redaktion MIZ

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Kreuz der Vielfalt

David Farago (11. Gebot) und Lutz Neumann (Artikel 140) nehmen den Söderschen Kreuz-Erlass zum Anlass 
für eine von der Giordano-Bruno-Stif­tung (gbs) geförderte satirische Kunstaktion. Um „die vom Kreuz­erlass ausgelösten Folgen“ (die der Münchner Kardinal Marx mit „Spaltung, Unruhe, Gegeneinander“ beschrieb) zu heilen und die vom Bund für Geistesfreiheit konstatierte „Bevorzugung der christlichen Religion gegenüber anderen Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften“ zu überwinden, wurde das „Kreuz der Vielfalt“ geschaffen.

Das X-Kreuz besteht aus einer Vielzahl an Piktogrammen, mit denen die geschichtliche und kulturelle Prägung Bayerns symbolisiert werden soll, eine Mischung aus traditionsbewussten und modernen Inhalten. Im Zentrum: Ministerpräsident Markus Söder, auf den Balken sind weitere 12 Piktogramme angeordnet: Die Bandbreite reicht vom Atheismus über die Weißwurst bis zu Yin& Yang. Die Hoffnung der Künstler: Die 1100 vom Kreuzerlass betroffenen Behördenleitungen können so ortsbezogen Symbole austauschen oder weitere Symbole aufnehmen, „je nachdem was der lokale dekorative Symbolkanon mit geschichtlichem, kulturellem und religiösem Bezug wünschenswert erscheinen lässt“. Auch von Markus Söder erhoffen sie sich Unterstützung, denn der Ministerpräsident habe angekündigt, die Umsetzung des Kreuz-Erlasses solle „liberal“ erfolgen (außerdem bringt Söder beim Aufhängen von Kreuzen Erfahrung mit).

Die Kunstaktion ist am „Solange-Diktum“ ausgerichtet: „Solange Söders Kreuzerlass nach § 28 AGO mit der Anbringung von christlich gelesenen Kreuzen in Dienstgebäuden fortbesteht, werden auch die vielfältig gelesenen X-Kreuze angebracht.“

Weitere Informationen unter: https://kreuzerlass.bayern/
Als Aufkleber gibt es das Kreuz der Vielfalt im denkladen.

Antiklerikale Karikaturen

Das KulturWerk in Schlüchtern (Hessen) 
veranstaltet seit 2010 jährlich seine KulturWerk-Woche mit einer Ausstel­lung von Maler:innen und Fotogra­f:innen sowie verschiedenen Abend­veranstaltungen. Waren es sonst überwiegend abstrakte Gemälde, so wurden bei der vorletzten Veranstaltung erstmalig auch Karikaturen des Zeichners Klaus Puth gezeigt.

Das brachte den Karikaturisten Rolf Heinrich auf die Idee anzufragen, ob er in seiner Heimatstadt seine antiklerikalen Karikaturen bei der KulturWerk-Woche 2024 präsentieren dürfe. Das wäre ein Novum in der sogenannten „Provinz“ und er hatte gar nicht mit einer positiven Antwort gerechnet. Doch überraschenderweise kam es relativ schnell zu einem Vorgespräch und anhand einer Karikaturenauswahl wollte der Vorstand über seine Teilnahme entscheiden. Alle Vorstandsmitglieder stimmten dafür. Einige hätten dabei zwar „Magengrummeln“ und im Vorfeld sei die Frage aufgekommen, ob man das den Besuchern zumuten könne, worauf aber entgegnet wurde, dass bei anderen Exponaten diese Frage auch nicht gestellt würde.

Zur Vernissage am 14. März waren etwa 100 Besucher:innen gekom­men. Als Heinrich beim anschließen­den Rundgang seine Karikaturen vorstellte, gab es ausschließlich positive 
Reaktionen. Zu den einzelnen Bildern 
informierte er über die realen Hintergründe der nicht vollzogenen Tren­nung von Staat und Kirche. Besonders ungläubige Blicke erntete er bei der Erwähnung des „Gottes­läste­rungs­para­grafen“ 166 StGB sowie der pauschalen Kirchensteuer, die der Arbeitgeber für geringfügig Beschäftigte abführen muss, unabhängig, ob diese einer Konfession angehören, oder nicht. Dadurch ergaben sich sehr interessante Gespräche.

Die Bilanz: Die Zeiten ändern sich. Wenn es wahrscheinlich auch einige Besucher:innen gab, denen die Kari­katuren nicht gefallen haben – angesichts der vielen positiven Reak­tionen haben sie wohl lieber auf ihre Mei­nungs­äußerung verzichtet.

Satirischer Kunstpreis

Manchmal schreit eine politische Si­tuation nach Satire. Und so hat der lang­jährige Vorsitzende des Bundes für Geistesfreiheit (bfg) München Wolf Steinberger anlässlich des Urteils des Bundesverwaltungsgerichtshofes zum Söderschen Kruzifix-Erlass einen satirischen Kunstpreis zur Ausgestaltung bayerischer Amtsräume ausgeschrieben. Dieses hatte im Dezember entschieden, dass die Anordnung, in jedem bayerischen Dienstgebäude im Eingangsbereich ein Kreuz aufzuhängen, keine Bevorzugung christlicher Glaubensgemeinschaften darstelle. Dass sich durch die Anbringung der Kreuze ein Werbeeffekt für die Kirchen ergebe, verneinte das Gericht. Daraufhin reagierte Wolf Steinberger: „Angeregt vom kreativen Vorschlag der Kirche des fliegenden Spaghettimonsters, statt des Kreuzes eine Weißwurst aufzuhängen, schreiben wir hiermit einen Kunstpreis aus, um Bayern noch attraktiver und neutraler zu machen. Gesucht sind konstruktive Vorschläge für die Ausgestaltung bayrischer Amtsräume, jenseits von Kreuz, Lederhose und Weißbier.“

Aus den über 30 Einsendungen wählte die Jury Steffen Jacobs „Werk Mobiler Amtskreuzalternativzeichenbausatz“ für den ersten Preis aus. Den zweiten Platz teilten sich Ruth Hebler, Rolf Heinrich und Sabine Winterwerber.

DA! Art-Award

Alle zwei jahre wird der DA! Art-Award als säkularer Kunstpreis vergeben. Ziel des vom Düsseldorfer Aufklärungsdienst ausgelobten Wett­bewerbs ist, Künstler:innen zu inspirieren, „sich kritisch mit Religion, Esoterik und Irrationalismus auseinanderzusetzen“. Das Thema der diesjährigen Ausschreibung ist: „Check Your Dogma!“ Erwartet wird eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Phänomen, dass in vielen Menschen eine Sehnsucht vorherrscht, bedingungslos auf der „richtigen Seite“ zu stehen: „Entlang der Frage, was die ‘richtige Seite’ ist, verhärten sich zunehmend die Fronten. Ideologie statt Fakten bestimmen dabei mehr und mehr die Diskussion.“ Statt dessen sei „Raum für Ambiguität“ wichtig und die Fähigkeit anzuerkennen, dass man halt mal falsch lag. „Welche Aussage oder Autorität darf nicht angezweifelt oder hinterfragt werden?“, „Bei welchem Thema erhebe ich den Anspruch auf Allgemeingültigkeit?“, „Bin ich im Zweifel offen für das bessere Argument?“, „Habe ich Doppel­stan­dards?“, sind einige der Fragen, die sich im Anschluss daran stellen. Künstlerinnen und Künstler sind aufgerufen, sich auf die Suche nach ihren eigenen unumstößlichen, dogmatischen oder rigiden Glaubenssätzen zu machen und diese künstlerisch und kritisch in Szene zu setzen.

Der Preis ist mit insgesamt 10.000 Euro dotiert. Zugelassen sind Arbeiten aus den Kategorien Malerei, Grafik, Zeichnung sowie Plastik, Skulptur, Installation und Fotografie und Medien­kunst. Die Bewerbungsfrist läuft bis 7. Juli 2024. Eine Fachjury wählt drei zu prämierende Werke aus, daneben gibt es einen Publikumspreis. Die nominierten Werke werden vom 7. bis 29. September 2024 im Stadtmuseum Düsseldorf ausgestellt.

Alle Infos und Bewerbung unter: www.da-art-award.de.