Schülerpreis
Die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland hat einen Schülerpreis ins Leben gerufen: GötHE – was für „Götterfreie Humanistische Ethik“ steht. Mit dem Namen des Preises ist auch das Thema vorgegeben. Schülerinnen und Schüler sind aufgefordert, sich mit ethischen Fragen der Gegenwart auseinanderzusetzen, Grundsätze der Lebenführung zu hinterfragen oder ethische Begründungen ohne Rückgriff auf Götter zu entwicklen. Der Form sind eigentlich keine Grenzen gesetzt: Ob Video, Song, Vortrag, Wandzeitung oder Schulhofaktion – alles ist möglich.
Der Wettbewerb läuft seit Schuljahresbeginn, die Arbeiten müssen bis 31.12.2024 eingereicht sein. Anschließend wird eine siebenköpfige Jury unter Vorsitz von Michael Schmidt-Salomon die Beurteilung vornehmen und Preise in Höhe von insgesamt 1350 Euro vergeben.
Weitere Informationen: https://www.schuelerpreis.de/.
Jugendgruppe im Havelland
Eine siebenköpfige Jugendgruppe aus dem Atheist Centre in Vijayawada Andhra Pradesh unter der Leitung von Rashmi Goparaju hat den Humanistischen Freidenkerbund Havelland (HFH) vom 22.8. bis 5.9.2024 im Havelland besucht. Wir setzten mit Freude unseren Humanistischen Jugendaustausch mit dem Atheist Centre, der seit 1994 besteht, fort. Das Deutsch-Indische Jugendaustauschprogramm des HFH wurde durch das Bildungs- und Jugendministerium des Landes Brandenburg und den Landkreis Havelland gefördert.
Der inhaltliche Schwerpunkt dieser humanistischen Jugendbegegnung setzt das Thema der letzten Jugendbegegnungen in beiden Ländern fort:
„Lebenslagen und Perspektiven junger Menschen auf der Erde“. Dabei wurden und werden die verschiedenen Lebenssituationen von den jungen Menschen in Indien und Deutschland/Europa beleuchtet, gegenseitig ausgetauscht und untersucht. Grundlagen sind vor allem die Demokratie, die Rechtsstaatlichkeit und die Menschenrechte. Ein wichtiger Schwerpunkt der Jugendbegegnung waren die Projekttage mit Workshops zum Thema „Demokratie und Menschenrechte“. In einer intensiven Arbeitsphase wurden die für die Beteiligten relevanten Themen zu einer freien und demokratischen Gesellschaft und zu Menschenrechten zusammengetragen, kennengelernt, vorgestellt und am Ende der Projekttage öffentlich präsentiert.
Auf dem Programm standen auch viele Begegnungen und Erlebnisse: Wir haben Sozial-, Kinder- und Bildungseinrichtungen besucht. Auch Berlin, Potsdam und das Havelland wurden besichtigt. Besucht wurden ebenfalls geschichtsträchtige Orte in Berlin und Brandenburg. Natürlich wurde sich mit der sozialen und kulturellen Situation in Indien und in Deutschland vertraut gemacht. Verschiedene Treffen und Interaktionen zwischen den indischen und deutschen Jugendlichen rundeten die Jugendbegegnungen ab.
Insgesamt dient der humanistische Jugendaustausch dem Kennenlernen verschiedener Kulturen, einem besseren Verstehen der anderen Lebenssituationen sowie einem respektvollen humanistischen Miteinander der jungen Menschen. Die Gleichwertigkeit aller Menschen, egal woher sie kommen und welche Hautfarbe sie haben, ist für uns selbstverständlich und wird durch das tägliche Zusammensein gelebt. Visionen und Vorstellungen von der Zukunft der Einen Welt, in der wir leben, standen im Vordergrund.
Volker Mueller
Videofilme über das Treffen
Fachgespräch
Der Bundesbeauftragte für Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Frank Schwabe (SPD), hatte für September Interessenvertretungen der Konfessionslosen zu einem Fachgespräch ins Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung eingeladen. Neben dem Vorsitzenden des Zentralrates der Konfessionsfreien Philipp Möller nahmen auch Mina Ahadi (Zentralrat der Ex-Muslime), Dustin Altermann (Säkulare Flüchtlingshilfe), Michael Schmidt-Salomon (Giordano-Bruno-Stiftung) sowie Carmen Wegge und Sabine Smentek (Arbeitskreis Säkularität und Humanismus der SPD) an dem Treffen teil.
In dem Gespräch, dem auch der ehemalige Sonderberichterstatter für Religions- und Weltanschauungsfreiheit des UN-Menschenrechtsrats Heiner Bielefeldt beiwohnte, ging es zum einen um die Lebenssituation verfolgter Ungläubiger weltweit, es wurden aber auch Forderungen nach Veränderungen in Deutschland erhoben. Dazu gehört die Streichung des § 166 StGB. Die Bundesrepublik habe hier eine „Vorbildfunktion“. Solange der „Gotteslästerungsparagraph“ existiere, könne „Deutschland die Religions- und Weltanschauungsfreiheit im Ausland nicht glaubhaft vertreten“, betonte Michael Schmidt-Salomon.
Ein anderer Punkt betraf den Schutz nach Deutschland geflohener Dissidenten. Zum einen sei es falsch, von Menschen beispielsweise aus dem Iran von vorneherein anzunehmen, sie seien Muslime. Denn in repressiven Staaten könnten die Menschen ihre tatsächliche weltanschauliche Orientierung nicht risikolos äußern. Zum anderen ergebe sich die Notwendigkeit, insbesondere Ex-Muslime vor Übergriffen zu schützen. Dustin Altermann brachte dafür eigene geschützte Unterkünfte ins Gespräch.
Islamismus & extreme Rechte
Die Frage, was Rechtsextremismus und islamischer Fundamentalismus gemeinsam haben, wurde am 25. Oktober in Frankfurt am Main – Gastgeber war der Humanistische Verband Deutschlands (HVD) Frankfurt/Gießen – und am 26 Oktober in Augsburg – hier lud der örtliche Bund für Geistesfreiheit (bfg) ein – diskutiert. Der promovierte Physiker und Philosoph Sebastian Schnelle hielt den einführenden Vortrag. Die conclusio, die das Publikum aus den Ausführungen ziehen konnte, lautet: Auf den ersten Blick haben beide Bewegungen scheinbar nicht viel gemeinsam. Wer genauer hinsieht, stellt jedoch fest, dass beide die Moderne an sich wie auch die Offene Gesellschaft ablehnen.
Der aktuelle Rechtsextremismus – die Selbstbezeichnung „Neue“ Rechte stellt Schnelle infrage („Was ist hier neu?“) – wie auch die aktuelle Ausformung des Islamismus sind keine Erfindungen unserer Zeit. Beide Phänomene entspringen ähnlichen zeitgeistlichen Strömungen, deren Anfänge ungefähr 100 Jahre zurückliegen und die eine Ablehnung der Moderne darstellen. Schnelle grenzte seine Betrachtung vor allem auf die Zeit des radikalen Bruchs ein, der auf den Ersten Weltkrieg folgte. Die wirtschaftlichen und politischen Folgen des Krieges brachten einen tiefgreifenden Wandel, der viele bis dahin für stabil gehaltene gesellschaftliche Strukturen und Sicherheiten zusammenbrechen ließ – und zwar in Europa wie auch in der islamischen Welt.
Angefangen bei den okkulten Strömungen Ende des 19. Jahrhunderts über die „Konservative Revolution“ in der Zeit zwischen den Weltkriegen bis hin zum Ethnopluralismus der „Neuen“ Rechten zeigte Sebastian Schnelle anhand ausgewählter Personen und Zitate die historischen Zusammenhänge auf. Ob Blavatsky, Steiner, Lanz von Liebenfels, Jünger, Schmitt, de Benoist, ob al-Banna, Qutb, Faradsch, al-Suri: Beide Bewegungen eint der Wunsch, zu einer auf traditionellen Werten basierenden Gesellschaftsform zurückzukehren, die von der Moderne mit ihrem Fokus auf das Individuum und dem skeptischen, wissenschaftlichen Denken „zerstört“ worden sei. Liberalismus, Parlamentarismus, die Werte der Aufklärung und Wissenschaft werden abgelehnt; die „eigene“ Gruppe und deren Dogma, eine kollektive Identität, werden über das Individuum gestellt.
Beide Vorträge waren mit jeweils rund 40 Teilnehmenden gut besucht. Die Fragen im Anschluss konzentrierten sich in Frankfurt vor allem auf das Thema AfD, in Augsburg auf den Islamismus. Dabei wurde kritisiert, dass zwar die Umtriebe von AfD & Co. mittlerweile einige öffentliche Aufmerksamkeit erhielten, die legalistischen Aktivitäten beispielsweise der Muslimbruderschaft hingegen wenig Beachtung fänden. Schnelle ergänzte an dieser Stelle, dass linke Politik sich lange Zeit ein Mäntelchen der Diversität umgehängt habe: Mit Besuchsterminen in Moscheevereinen, auch wenn diese wegen Verbindungen ins islamistische Spektrum bereits in der Kritik standen, sei hier Stimmenfang betrieben worden.
Eine Islamwissenschaftlerin aus dem Publikum ergänzte eine weitere, nicht unerhebliche Gemeinsamkeit der beiden Gruppen: der Sexismus. Schnelle stimmte dem Einwand zu und verwies auf einen der Hauptideologen des Islamismus, Sayyid Qutb. Dessen Ablehnung der Moderne basiert zu einem guten Teil auf dem von ihm als anstößig empfundenen Umgang der Geschlechter miteinander im Westen.