IBKA-AG Flucht und Asyl
Anfang April hat sich im Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) eine Arbeitsgemeinschaft „Flucht und Asyl“ gegründet. Sie soll das Engagement für säkulare Flüchtende bündeln und in der Gesellschaft sichtbar machen. Das explizite Eintreten für Menschen, die aufgrund ihres Einsatzes für eine säkulare Verfassung ihrer Herkunftsländer oder für negative Religionsfreiheit Repressalien ausgesetzt sind, erscheint nicht zuletzt deshalb wichtig, weil diese Verfolgung vielfach schwer nachzuweisen ist – sofern juristische Maßstäbe angelegt werden. Sprecher Werner Hager bemängelte zudem, dass in Europa die Geflüchteten häufig zuerst auf religiöse Trägerstrukturen in Hilfseinrichtungen stoßen und in Flüchtlingsheimen selbst wieder religiöser Diskriminierung ausgesetzt sein können.
In einer ersten Stellungnahme wen-
det sich die AG dagegen, „Religion als Integrationsmittel zu nutzen, Flüchtlinge kulturalistisch Religionen zuzuschreiben und Religionsgemeinschaften als Ansprechpartner für diese festzuschreiben“. Ein solches Vorgehen unterstütze nur die Vorstellungen der europäischen Rechten sowie der Islamisten, für die es nur „religiös-traditionell geprägte Kulturräume“ gebe. Als Alternative fordert die AG eine „Politik auf Basis gleicher Freiheitsrechte für alle Menschen im Rahmen einer säkularen Rechtsordnung und säkularer Infrastruktur“.
Um diese Politik konkret zu gestalten, erhebt die AG eine Reihe kon
kreter Forderungen, die den Status der Flüchtlinge, aber auch ihre Unterbringung und ihre politischen Rechte in Deutschland bzw. im Schengenraum betreffen. Um die Integration der Geflüchteten besser zu gewährleisten, sollen ihnen die Grundlagen des politischen Systems Deutschlands vermittelt werden, vor allem die Möglichkeiten zur Mitbestimmung.
Die Notwendigkeit einer Erweiterung der Asylgründe sieht die IBKA-AG in Bezug auf Personen, die patriarchalen Familienstrukturen unterworfen sind, zwangsverheiratet wurden (oder werden sollen) und nicht das Recht ausüben können, ihre sexuelle Identität frei zu wählen.
Frecher Mario
Zum mittlerweile fünften Mal ist der Blasphemie-Kunstpreis Frecher Mario vergeben worden. Am Karfreitag fand im Münchner Oberangertheater die Preisverleihung statt. Gewonnen hat eine Karikatur von Katharina Greve, die ihre Urkunde selbst in Empfang nahm.
Zuvor hatte Assunta Tammelleo vom Bund für Geistesfreiheit (bfg) München, die den Preis mitinitiiert hat, andere Kunstwerke, die es nicht aufs Siegertreppchen geschafft hatten vorgestellt – insgesamt hatte es mehrere hundert Einsendungen gegeben, aus denen die Jury neben Greve noch zwei weitere Karikaturen von Denis Metz und Achim Stößer als Preisträger ausgewählt hatte. Außerdem wurden zwei Sonderpreise Musik verliehen: an Jens-Uwe Bartholomäus und Steffen Holzkamp für den Song Atheist sowie an Die Feisten für In der Kirche.
Begonnen hatte die Veranstaltung mit der Vorführung des Filmes Wer früher stirbt, ist länger tot und dem traditionellen Schokoladenbuffet. In ihren einleitenden Worten verwies Assunta Tammelleo darauf, dass die Veranstaltung in dieser Form nur möglich geworden war, weil der bfg München gegen ein Verbot aus dem Jahr 2007 geklagt hatte und schließlich bis vors Bundesverfassungsgericht gezogen war.
Denn eingerahmt war die Preisverleihung von einer „Heidenspaßparty“ mit „Freigeistertanz“ – genau dies war vor zehn Jahren der Stein des Anstoßes gewesen. Doch zunächst gab es reichlich Comics. Erst wurde der Kurzfilm Judas und Jesus gezeigt, dem seinerzeit wegen seiner unorthodoxen Darstellung der Lebensgeschichte von Jesus, Judas und Maria Magdalena die Fördermittel entzogen werden sollten. Die Verleihung des Frecher Mario 2010 hatte dann dazu beigetragen, dass diese doch noch ausgezahlt wurden. Anschließend gab es zwei Comic-Lesungen mit Piero Masztalerz und Ralf König. Während Masztalerz eine richtige Show bot mit Sex & Drugs & Rock’n’Roll und sich mit seinen skurrilen Figuren auf der Leinwand stritt, saß Ralf König im Schatten auf der Bühne und las zu Bilderfolgen aus Prototyp und Antityp sowie weiteren Werken. Schließlich erteilte Michael Schmidt-Salomon den humanistischen Tanzsegen und eröffnete damit den sportliche Teil des Abends. Der dauerte dann bis unmittelbar vor Mitternacht und stieß auf großes Interesse.
Der bfg München hat etwa 50 der in den letzten acht Jahren eingereichten Kunstwerke für einen Bildband ausgesucht, der unter dem Titel Der Freche Mario in Kürze bei Alibri erscheinen wird.
Die Linke und Jesus
Im Rahmen des Reformationsjubiläums fand am 11. April im Literaturhaus Leipzig ein Gespräch zwischen Margot Käßmann und Gregor Gysi zum Thema „Die Welt verändern“ (so auch der Titel eines gleichnamigen Buches mit weiteren Gesprächen ) statt. Vom Moderator, dem Theologen und Publizisten Uwe Börnstein, wurden beide angekündigt als die „prominentesten Querdenker und Querköpfe Deutschlands“, deren Gemeinsamkeiten interessanter seien als die Gegensätze. Das überwiegende Aussprechen von Verbundenheit wurde allerdings aus dem Publikum moniert – war jedoch bei den angesprochenen Themen zu erwarten: Krieg (vor allem die Situation in Syrien), deutsche Waffenexporte, Europa, Migration. Gregor Gysi begründete diese Übereinstimmungen in seiner typisch ironischen Art außerdem noch damit, dass „man in den eigenen Reihen zu anderen Diskutanten Konkurrent sei, sich dort also stets profilieren und durchsetzen müsse“. Da er in der Kirche kein Amt anstrebe, könne er hier mehr die Gemeinsamkeiten betonen. In diesem Zusammenhang erläuterte er auch seinen vielfach verkürzt zitierten Satz, dass der Kapitalismus die Kirche brauche, damit es Moral gäbe: vom Kapitalismus selbst wäre diese nicht zu erwarten, die LINKE sei zu schwach, um sich durchzusetzen, daher brauche es die Kirche. Außerdem sei es so, dass es in jeder Gesellschaft unterschiedliche Interessen gäbe, deshalb brauche man unterschiedliche Parteien, denn alle Interessen müssen in einer demokratischen Gesellschaft vertreten sein. Er würde ungern im Bundestag, weil die konservativen Parteien dort nicht mehr Mitglied wären, auch die Interessen von Konservativen vertreten müssen.
Beide sprachen sich für die Stärkung der EU aus – vor allem mit dem Argument, dass es noch nie einen Krieg zwischen zwei Staaten der Union gegeben habe. In diesem Zusammenhang sei indessen im Sinne der Reformation zu fragen: Wo brauchen wir heute einen Aufbruch in Kirche und Gesellschaft? Antworten gab es leider nicht, stattdessen gleichwohl die Frage, warum der Bundestag das Reformationsjubiläum unterstütze. Gysi meinte dazu, zum einen sei es ein großes Jubiläum, da „müssen wir teilnehmen, sonst gehören wir nicht zur Gesellschaft“, zum anderen kämen hier Menschen miteinander ins Gespräch. Käßmann betonte, dass Christsein keine nationale Grenze kenne.
Bezüglich des Themas Migration sei davon auszugehen, „dass wir in Europa so gelebt haben, wie wir gelebt haben, weil sie in der Dritten Welt nicht wussten, wie wir gelebt haben. Nun wissen sie es“. Das erzeuge zum einen Hass, zum anderen den Wunsch, auch so zu leben. Fazit: wir müssen uns auch um Produktionsbedingungen in der Dritten Welt kümmern.
Abschließend wurde durch den Moderator die berühmte Frage gestellt, ob man Kinder in diese Welt setzen könne. Käßmann sagte einfach „ja“, Gysi wie immer pointiert: Frau Käßmann solle möglichst viele in die Welt setzen, Donald Trump vielleicht keine.
Viola Schubert-Lehnhardt
Familienpolitik
Der NRW-Landesverband des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA)hat in einer Pressemitteilung die familienpolitischen Forderungen der Alternative für Deutschland (AfD) kritisiert. Der Beschluss des Parteitag ignoriere die gesellschaftliche Realität, so Sprecher Rainer Ponitka. Familienpolitik müsse sich am Wohl der Kinder orientieren, „hierzu gehört die Garantie auf Gesundheitsfürsorge, Bildung und finanzielle Sicherheit – unabhängig davon, ob die unmittelbaren Bezugspersonen homo-, bi-, hetero- oder autosexuell leben wollen“. Die AfD wolle die Errungenschaften der individuellen Selbstbestimmung hinsichtlich der gelebten Sexualität und der Familienplanung hingegen abschaffen.