Zündfunke | Veröffentlicht in MIZ 2/15 | Geschrieben von Redaktion MIZ

Zündfunke … Skeptikerkonferenz / Protest gegen Montgomery

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Skeptikerkonferenz

An sich dominieren auf den von der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Un­tersuchung von Parawissenschaften (GWUP) durchgeführten Skeptikerkon­ferenzen die naturwissenschaftlichen Themen, diesmal jedoch behandelten viele der Vorträge gesellschaftliche Fragen.

Begonnen hatte die Tagung mit dem „Eröffnungstag“, dessen Vorträge sich immer an ein breiteres Publikum richten. Sheng Fui-Meister Lorenz Meyer, SciFi-Biologin Bettina Wurche und Hellseher-Seher Wolfgang Hund unterhielten ihr Publikum mit ebenso klugen wie witzigen Ausführungen. Mark Benecke war mit skeptischem Denken dem Tod auf der Spur. Dabei klärte er unter anderem, ob eine Frau mit ihren Brüsten einen Mann ermorden kann.
Wer gerade eben mit den Augen gerollt oder „was’n Schwachsinn“ gedacht hat, könnte zu einer der Zielgruppen des Vortrages gehören. Denn Benecke forderte von der skeptischen Commu­nity eine größere Bereitschaft, sich mit schrägen Behauptungen auseinan­derzusetzen. Wer zu schnell zu der Strategie greife, vermeintlichen „Schwachsinn“ zu ignorieren, riskiere sogar dessen Verbreitung. Stattdessen empfahl der Kriminalbiologe, wann immer möglich, Behauptungen zu testen (wenn es um paranormale Fähigkeiten geht zu den Bedingungen der vermeintlich damit Begabten).

Dass es nicht immer hilft, Argu­mente anzuhören und sie dann sachlich zu widerlegen, musste der Arzt David Bardens erfahren, der sich mit der Impfgegner-Szene angelegt hat und seitdem bedroht wird. Im März traf er sich mit einem der Wortführer vor Gericht. Der Biologe Stefan Lanka hatte 2011 ein Preisgeld von 100.000 Euro für den Nachweis des Masernvirus ausgelobt (dessen Existenz er bestreitet). Bardens sammelte daraufhin Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften, die nach seiner Auffassung die Existenz belegen. Lanka bestritt dies und so musste das Landgericht Ravensburg entscheiden (es stellte fest, dass die von Bardens vorgelegten Unterlagen den Kriterien des Preisausschreibens genügten und verdonnerte Lanka zur Zahlung des Betrags, der jedoch noch im Gerichtssal Berufung ankündigte).

Im Referat von Marc Fabian Buck ging es um die Pädagogik der Maria Montessori. Eine ganze Reihe von Mythen, die von deren Anhängerschaft gepflegt werden, wurden dabei demontiert. Buck belegte Montessoris Nähe zur Theosophie ebenso wie ihre Anbiederung an den italienischen Faschismus, veranschaulichte ihr eigenwilliges Wissenschaftsverständnis und zeigte vor allem, dass die mit dem positiv klingenden Satz „Hilf mir, es selbst zu tun“ verbundene Italienerin sich nicht im Geringsten für Pädagogik interessierte, sondern Kinder eher als Forschungsobjekte wahrnahm.

Daneben gab es Vorträge über Un­ternehmensberatung, Coaching, oder säkulare Reliquienverehrung. Anna Beniermann stellte ihre Untersuchung zum Zusammenhang von religiösem
Glauben und Akzeptanz bzw. Ableh­nung der Evolutionstheorie vor und Lydia Benecke gab einen Einblick in die Subkultur der sogenannten Gruftie-Szene.

Protest gegen Montgomery

Anlässlich der Eröffnung des Ärztetags in der Frankfurter Paulskirche hat die Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) mit einer Skulptur Kritik am Präsidenten der Bundesärztekammer Frank Ulrich Mont
gomery geübt. Sie zeigt diesen in demonstrativer Untätigkeit am Bett eines Patienten, der offenbar nicht mehr am Leben ist und auf dessen Gesicht ein im Sanitärhandwerk verwendetes Werkzeug, eine Saugglocke, steht. Montgomery hatte im Dezember auf die Frage, wer Menschen, die aus dem Leben scheiden wollen, dabei denn begleiten soll, den „Klempner“ selbst ins Spiel gebracht. Die Äußerung wird vor dem Hintergrund verständlich, dass Montgomery seit langem gegen jede Möglichkeit einer ärztlichen Betreuung von Freitodpatienten polemisiert und diese am liebsten über das Standesrecht verbieten würde.
Mit der Kunstaktion sollten die Teil­nehmer am Ärztetag an die Äußerung ihres Präsidenten erinnert und zugleich ermutigt werden, gegen diese Position aufzutreten. Umfragen zufolge hält es ein Drittel der Ärzteschaft für richtig, einem Patienten die Letzte Hilfe zu leisten.

Die „Ungeheuerlichkeit“, die sich hinter Montgomerys Aussage verberge, so Michael Schmidt-Salomon, habe die gbs dazu veranlasst, ein so sensibles Thema wie Sterbehilfe satirisch anzugehen: „Wer meint, unsere Skulptur sei zynisch und makaber, der verkennt, dass sie nur zum Ausdruck bringt, welch zynisch-makabere Position der amtierende Ärztekammerpräsident vertritt.“ Montgomerys Aussage zeuge
„nicht nur von mangelndem Mitgefühl und Respekt gegenüber den Patienten, sondern auch von fehlender Profes­sionalität und Weitsicht. Denn wenn Ärzte, die dank ihrer Ausbildung den letzten Wunsch sterbewilliger Patienten am ehesten erfüllen können, diese Aufgabe nicht wahrnehmen dürfen, werden Menschen einspringen, die die erforderlichen Kenntnisse nicht besitzen. Was das bedeutet, zeigt ‘Der Sterbe-Klempner’ in plastischer Weise auf.“

Die Präsentation der überlebensgroßen Plastik flankiert die Kampagne Mein Ende gehört mir, die sich gegen die geplante Verschärfung der rechtlichen Bestimmungen die Beihilfe zum Suizid betreffend, richtet.