Wir schreiben das Jahr 2020. Auf der ganzen Welt forschen Wissenschaftler nach Möglichkeiten, das Coronavirus medizinisch zu besiegen. Währenddessen kämpft die Kirche mit ganz anderen Problemen. Auch mit dem Imageverlust durch den Missbrauchsskandal und dem rasanten Verlust ihrer Mitglieder, klar. Viel wichtiger scheint Kirchenmenschen derzeit jedoch eine andere Frage: Wie kann Weihwasser in Coronazeiten optimal an die Gläubigen gebracht werden?
Ja genau, Weihwasser, dieses Zeug, dem eine Studie 2017 attestierte, was jeder, der jemals seine Finger in das müffelnde Nass getunkt hat, schon lange wusste: es ist eine Keimschleuder. Ein Milliliter Weihwasser enthält bis zu 21.000 Keimen. Eine bekannte Tatsache, die die Kirchen am Beginn der Corona-Pandemie dazu veranlasste, ihre Weihwasserbecken zu leeren. Denn während man dem Heiland anscheinend zutraute, die übliche Virenlast der Weihwasserbrühe in Schach halten zu können, war der Glaube an die antiseptischen Kräfte des Herrn in Bezug auf das Coronavirus offensichtlich nicht besonders stark ausgeprägt.
Es wäre der geeignete Zeitpunkt gewesen, den mittelalterlichen Klimbim mit dem vermeintlich segensreichen Wasser endlich vollständig abzuschaffen. Oder gar noch einen Schritt weiterzugehen und den eigenen Glauben zu hinterfragen, der einen allmächtigen Gott beschwört, welcher sogar gegen ein winziges Virus ohnmächtig zu sein scheint. Doch all das geschah nicht. Doch stattdessen tüftelten Christenmenschen lieber daran, Weihwassernutzung coronasicher zu machen.
Geistliche in den USA zeigten sich hierbei höchst kreativ, indem sie bei Segnungen und Taufen das Weihwasser unter Wahrung sozialer Distanz per Wasserpistole an Segnungswillige und Täuflinge brachten. In Deutschland ging man das Problem nüchterner und mit Hilfe findiger Unternehmer an. So gibt es hierzulande im Handel inzwischen tatsächlich verschiedene Angebote für kontaktlose oder kontaktarme Weihwasserspender. Die meisten von ihnen sind Seifen- oder Desinfektionsmittelspendern nachempfunden, die im klinischen Bereich genutzt werden. Einfache Modelle verspritzen das zuvor eingefüllte Weihwasser per Finger- oder Ellenbogendruck. Die Firma Infratronic hat sogar einen berührungslosen Weihwasserspender im Angebot, dem – nach Aussage der Firma – andere Modelle „nicht das Weihwasser reichen können“. Per Sensor ermittelt das Gerät, ob eine segnungswillige Hand in Reichweite ist, und spritzt sodann jedem Anwender berührungslos 0,7 ml Weihwasser in die Handinnenfläche.
Einen anderen Weg ging das Oberpfälzer Start-up-Unternehmen Footec, das üblicherweise Soßenspender für die Gastronomie verkauft. Auf der technischen Grundlage der Soßenspender hat man dort einen Weihwasserspender für Kirchen entwickelt, der über einen Fußschalter betätigt wird. Der Hit des Produkts: Auf Wunsch kann in den Weihwasserspender auch ein Opferstock integriert werden.