Die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes hat im Juli die Ergebnisse einer Umfrage zum sogenannten Kinderkopftuch vorgestellt. An der Online-Umfrage hatten knapp 800 Personen aus den Bereichen Schule und Erziehung teilgenommen. Obwohl die Stichprobe nicht als repräsentativ gelten kann, enthält sie einige interessante Hinweise auf eine Rückkehr der Religion in die staatliche Schule.
Wer den Fragebogen ausgefüllt hat, lässt sich nicht genau sagen, aber aufgrund der Adressaten des Terre des Femmes-Mailings ist davon auszugehen, dass es sich vor allem um Lehrkräfte, Erzieher:innen und Pädagog:innen handeln dürfte. Die Antwortenden arbeiten mehrheitlich in der Großstadt.
Auf die Frage „Betreuen Sie Mädchen unter 14 Jahren, die ein Kopftuch tragen?“ antworteten 71% mit „Ja“. Das Phänomen gibt es bereits in Kindergarten und Grundschule (19% bzw. 65% der dort beschäftigten Teilnehmer:innen sehen sich damit konfrontiert).
Dabei scheint es eine ideologische Spannbreite zu geben: Denn bei 56% der Befragten nehmen verschleierte Kinder zugleich nicht am Sportunterricht teil und dürfen nicht mit auf Schulausflüge (52%) — was aber auch bedeutet, dass nur in der Hälfte der Fälle die Töchter weitestmöglich separiert werden. So geben auch nur 26% an, bei Mädchen mit einem „Kopftuch“ Schwierigkeiten, die die Integration betreffen, festgestellt zu haben.
Allerdings werden andere Probleme beobachtet. 73% haben den Eindruck, die Verschleierung von Mädchen in jungen Jahren beeinträchtige deren persönliche Entwicklung. Die Frage, ob eine Regelung des „Kinderkopftuchs“ bis zum 14. Lebensjahr in öffentlichen Bildungseinrichtungen die pädagogische Arbeit erleichtern würde, beantworteten immerhin 49% mit „Ja“ (28% „Nein“, 23% keine Angabe). Und sogar 56% befürworteten, dass „jede Schule ein neutraler Raum, frei von Religionssymbolen“ sein sollte (30% „Nein“).
In den „freien Antworten“ wird ein weiterer Punkt sichtbar: Teilweise „überwachen“ die Kinder und Jugendlichen selbst, dass sich alle vermeintlich muslimischen Schüler:innen an die islamischen Verhaltens- und Kleidervorschriften halten. Wer davon abweicht, wird unter Druck gesetzt. So werden „Kopftuchträgerinnen“ gleichermaßen als Opfer von Ausgrenzung (16%) wie als Mobbing-Täterinnen (16%) wahrgenommen.