Erdogans verlängerter Arm
Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) ist in Deutschland eine der aktivsten Lobbyvereinigungen, wenn es um die Durchsetzung von muslimischen Interessen geht. Doch im Gegensatz zu anderen Verbänden wird die DITIB direkt durch den türkischen Staat gelenkt und ist letztlich nichts anderes als der verlängerte Arm Erdogans. Ungeachtet dieses Hintergrundes und der konservativen Grundeinstellung, ist die DITIB dennoch ein beliebter Partner des Staates, wenn es etwa um die Einrichtung des Islamunterrichts geht. Schaut man sich auf der Homepage des Verbandes um, dann fällt zunächst die Professionalität auf. Hier wird mit viel Geld gearbeitet, um ein umfassendes Informationsangebot zu schaffen. Zudem ist man sichtlich darum bemüht, ein tolerantes und weltoffenes Bild gegenüber der Öffentlichkeit abzugeben. Auch müht man sich in den veröffentlichten Verlautbarungen den richtigen Ton zu treffen. Es lohnt sich allerdings zwischen den Zeilen zu lesen. Aus einigen Pressemitteilungen lässt sich sehr wohl auf ein konservativ-religiöses Weltbild schließen.
http://www.ditib.de/
Muslimischer Kindergarten
Schon seit Jahren ist zu beobachten, dass trotz der zunehmenden Säkularisierung unserer Gesellschaft immer mehr öffentliche Aufgaben in die Hände von privaten Anbietern gelegt wird. Im Erziehungsbereich kommen dann meist die beiden christlichen Kirchen zum Zuge. Aber inzwischen sind auch muslimische Vereine und Verbände dabei, auf diesen Zug aufzuspringen. Ein Beispiel hierfür ist der Halima Kindergarten in Karlsruhe. Auf der Seite, die in den türkischen Nationalfarben gestaltet ist, wird man zunächst von einem Koranzitat und einer Zeichnung mit Kindern und ihrer Kopftuch tragenden Erzieherin begrüßt. Wenig überraschend ist es daher, dass das Thema Religion im pädagogischen Konzept des Kindergartens eine große Rolle spielt. Sichtlich bemüht ist man dabei, den Kindern neben den muslimischen Vorstellungen auch christliche Inhalte zu vermitteln. Dass man allerdings auch ohne Religion ein sozialer Mensch sein kann, ist wie bei den christlichen Kollegen wohl außerhalb der Vorstellungskraft. Spannend ist in jedem Fall, dass der Website zu entnehmen ist, wie die religiöse Indoktrination funktioniert. So werden die Kinder das ganze Jahr über mit Märchen vom Propheten beglückt, die als „Legegeschichten“ erzählt werden. Die Kinder müssen also während des Erzählens passende Symbole auf einer Bühne aufbauen. Zudem werden die Geschichten ständig wiederholt, damit die Kinder der Indoktrination auch definitiv nicht entrinnen können.
http://www.halima-kindergarten.de
Reinkarnations-Therapie?
Es gibt eigentlich kein schöneres Beispiel dafür, dass die Annahme eines homo oeconomicus (also des ökonomisch rational handelnden Menschen) ein Märchen der Ökonomie ist, als die Existenz des Esoterikmarktes. Ein schönes Beispiel hierfür ist die Seite von Hildegard Matheika. Dort erwartet einen das volle Programm, was die Esoterik derzeit anzubieten hat: Kartenlegen und Handlesen, Kontakt zum Jenseits herstellen, Reinkarnation, Reiki, Auflösung von Schwarzmagie und ja sogar Geschäftsberatung wird angeboten. Zitat: „Immer mehr europäische Firmen nutzen meine hellsichtigen, medialen Fähigkeiten. Durch einen Blick in die Zukunft habe ich den Firmen viel Zeit gespart und ihnen viel Geld und ein schnelles Wachstum gebracht.“ Leider hat die Redaktion keinen Zweifel daran, dass es tatsächlich Firmen gibt, die für derartige Offerten offen sind. Der real existierende Neoliberalismus und Esoterik passen sehr gut zusammen.
http://www.matheika.de/
Der Postillon
Der Postillon wirkt auf den ersten Blick wie ein ganz normales Zeitungsportal. Bei näherer Betrachtung jedoch bekommt man angesichts Überschriften wie Tebartz-van Elst sagt opulenten Comeback-Triumphzug durch Limburg ab, Borussia Dortmund und Schalke 04 fusionieren, um mit Bayern mithalten zu können und G1-Gipfel: Putin wirft übrige sieben Staaten aus G8-Gruppe leichte Zweifel, ob es sich hierbei nicht doch um Falschmeldungen handeln könnte. Tatsächlich ist der Postillon ein Satiremagazin und zwar ein wirklich gutes. Hinter diesem steckt mit Stefan Sichermann ein Politologe mit einem feinen Gespür für Ironie und Witz. Einen breiten Raum nimmt auf dem Portal die Religionskritik ein. Nicht immer sind heutzutage jedoch Satire und Realität noch zu unterscheiden. Als etwa bekannt wurde, dass Ronald Pofalla in den Bahnvorstand wechseln sollte, übernahm auch der Postillon diese Meldung, machte sich aber den Spaß, diese wahre Geschichte einen Tag vorzudatieren. So musste es danach aussehen, dass andere Medien eine Satiremeldung abgeschrieben hatten. Dem war aber jedoch nicht so.
http://www.der-postillon.com/
Ein eigentümliches Magazin
Ein Satiremagazin könnte auch eigentümlich frei sein. Dort erfahren wir nämlich, dass Eigentum die Grundlage von Freiheit sei: „Erst mit seinem Eigentum kann jeder tun und lassen, was er für richtig hält, ganz eigentümlich und freisinnig – wofür die Buchstaben ef auch stehen. Der Massenmensch kollektivistisch-totalitärer Ideologien dagegen ist eine Nummer, austauschbar und gewöhnlich.“
Unter kollektivistisch-totalitären Ideologien verstehen nicht wenige der dortigen Autoren dann so ziemlich alles, was nicht das hohe Lied des freien Marktes predigt. Neuer Star des Magazins ist der hier im Heft ja bereits ausführlich „gewürdigte“ Akif Pirinçci, der auch dort in der üblichen Manier gegen alles hetzt, was vermeintlich „links-grün versifft“ ist. Das Niveau anderer Beiträge ist allerdings kaum besser. Nahezu alles lässt sich auf die altbekannte Formel Markt immer gut, Staat und Steuern immer böse bringen.
http://ef-magazin.de/