Monumente gibt es für allerhand fragwürdige Dinge. Zu den Monumenten der fragwürdigen Dinge gesellt sich seit Neuestem auch ein Hijab-Monument. Kein Scherz! Das Werk ist knapp 5 Meter hoch und eine Tonne schwer. Kantig, aus rostigem Metall und bombastisch groß zeigt es den Kopf einer Frau mit Hijab. Ein ebenso imposantes wie ästhetisch schauderhaftes Kunstobjekt. Enthüllt wurde es gerade in … nein, nicht in Teheran oder Islamabad, sondern in Smethwick bei Birmingham.
Der Hijab ist bekanntlich eine von verschiedenen Formen der islamischen Verschleierung für Frauen. Er verhüllt Kopf und Haare, lässt jedoch das Gesicht frei. Es gibt verschiedene Gründe, dass Frauen einen Hijab oder Hijab-ähnliche Kopfschleier tragen. In den meisten islamischen Staaten der Welt ist er für Frauen seitens Gesellschaft oder gar Gesetzgeber obligatorisch.
Auch in nicht-islamischen Staaten tragen Frauen Hijab. Entweder weil es auch dort von ihrer jeweiligen Community als obligatorisch betrachtet wird oder weil diese Frauen nach außen deutlich ihre Zugehörigkeit zu der jeweiligen muslimischen Community oder ihre extreme Religiosität signalisieren wollen. Eine Frau, die den Hijab trägt, bringt damit – so oder so – zum Ausdruck, dass sie sich den Gesetzen des Islam unterwirft und damit auch der Verfügungsgewalt des Mannes. Niemals und nirgendwo ist eine islamische Verschleierung also Ausdruck der Stärke von Frauen.
Nun könnte man angesichts des grimmig dreinschauenden Frauengesichts, das das Monument zeigt, und aufgrund der totalitäre Kälte ausstrahlenden Ästhetik des Denkmals meinen, dass der Künstler eventuell eine Kritik an allem, für das der Hijab steht, im Sinn hatte. Doch weit gefehlt. Das Denkmal trägt den Namen Die Stärke des Hijab, eingraviert in den Sockel, der den überlebensgroßen verhüllten Kopf trägt. Ferner ist dort zu lesen:„Es ist das Recht einer Frau, geliebt und respektiert zu werden, was auch immer sie zu tragen wählt. Ihre wahre Stärke liegt in ihrem Herzen und in ihrem Verstand“.
Zynischer geht es kaum. Auch weil Frauen im Großteil der Welt das Tragen des Hijabs eben nicht frei wählen können. Doch verwunderlich ist es nicht. Denn aufgrund ziemlich verquerer Gedankengänge und Ideologien scheint man im Westen verbreitet der Auffassung zu sein, dass der Hijab tatsächlich für „Empowerment“ steht. So jedenfalls scheinen es auch Luke Perry, der die Skulptur geschaffen hat, und sein Auftraggeber zu sehen. Nicht etwa der Verbund lokaler Moscheegemeinden, derer es in Smethwick viele gibt, sondern die Legacy West Midlands, eine eingetragene Wohltätigkeitsorganisation, die „ihre Wurzeln in der Würdigung des Erbes der Migrantengemeinschaften der Nachkriegszeit in Birmingham hat“.
Als Zeichen gegen Diskriminierung von Muslimen stellt man also ein Denkmal auf, das die Unterdrückung von Frauen innerhalb der muslimischen Community abbildet. Was soll man dazu noch sagen? Vielleicht an Mascha Amini erinnern, die einen nicht korrekt sitzenden Hijab mit dem Leben bezahlte. Und an die dadurch ausgelösten Proteste zehntausender Frauen.