Die Rauferei zwischen den drei Religionsvertretern – für das Bundesfamilienministerium ein Beweis dafür, daß das religiöse Judentum „andere Religionsgemeinschaften vernichten“ wolle. Eine wenig überzeugende Argumentation fanden die allermeisten Medien. Die Zeit kommentierte spöttisch: „Auch ein Bischof kann notfalls durch die Nase atmen.“
Prisma MIZ 1/08

Der „Ferkelbuch“-Streit
Vom Irrtum der Möglichkeit einer friedlichen Koexistenz von religiöser Identität und Emanzipation

Gunnar Schedel

Seit dem 6. März ist es gewissermaßen „amtlich“: auch Kinder dürfen über Religion lachen, das religionskritische Kinderbuch „Wo bitte geht’s zu Gott?“, fragte das kleine Ferkel kommt nicht auf die Liste der jugendgefährdenden Medien. Beantragt hatte dies das Bundesfamilienministerium – mutmaßlich als „flankierende Maßnahme“ zu Ursula von der Leyens Christianisierungsbestrebungen im Bereich der Jugendarbeit. Doch der Schuß ging nach hinten los, denn selten wurde über Religion im Kinderzimmer, über Religionskritik, ihre Möglichkeiten und Grenzen, so intensiv öffentlich diskutiert wie in den vergangenen Wochen. Dabei traten seltsame „Frontverläufe“ zutage, die deutlich machen, daß Religion nach wie vor imstande ist, Illusionen auszulösen – und das nicht nur bei ihren erklärten Fürsprechern.

... mehr 
Prisma MIZ 1/18

Diskurswechsel
Im Ferkelbuchstreit warf ein identitäres Religionsverständnis seine Schatten voraus

Gunnar Schedel

Es war ein außergewöhnliches Verfahren, das da am 6. März 2008 
vor der „Bundesprüfstelle“ stattfand. Wo ansonsten über die Dar
stellung brutaler Gewalt oder volksverhetzende Aussagen ver
handelt wird, ging es damals um die Frage, ob ein niedliches, im Kinderbuch-Stil gezeichnetes Schweinchen aus der Öffentlichkeit verbannt werden sollte. Der Vorwurf: Durch seine Kritik an den drei abrahamitischen Weltreligionen wirke das Ferkel sozial desorientierend auf Kinder.

... mehr