Zündfunke | Veröffentlicht in MIZ 1/22 | Geschrieben von Redaktion MIZ

Zündfunke… Kritik an Rundfunkrat / 23. März – Atheist Day / No Hijab Day

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Kritik an Rundfunkrat

Der Bund für Geistesfreiheit (bfg) München hat die Zusammensetzung des Rundfunkrates des Bayerischen Rundfunks (BR) kritisiert. Der Vorstand des Rundfunkrates sei zu 100% christlich: der Vorstandsvorsitzende Lorenz Wolf (mittlerweile aufgrund von Vorwürfen über seine Rolle bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals zurückgetreten) sitzt für die Erzdiözese München und Freising im Gremium; der stellvertretender Vorsitzender Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert lehrt an der Universität Bamberg Religionspädagogik und Schriftführerin Elke Beck-Flachsenberg repräsentiert die evangelischen kirchlichen Frauen­organisationen. „Es kann doch nicht sein, dass der Vorstand des Rundfunkrats ausschließlich aus Vertreter*innen der Kirchen und ihrer Organisationen beziehungsweise den Kirchen eng verbundenen Personen besteht“, moniert bfg-Vorsitzender Michael Wladarsch und fordert, „dass in der konstituierenden Sitzung des Rundfunkrats im Mai 2022 an die Spitze des Rundfunkrats keine Vertreter*innen mehr aus Kirche und kirchlichen Organisationen gewählt werden und sich der Vorstand in Zukunft weltanschaulich neutral zusammensetzt“.

Auch ein Blick in die Ausschüsse des Rundfunkrates zeige, dass die Leitung häufig bei Vertreter*innen kirchlicher Organisationen liege: Ob bei Kirchenrat Dieter Breit, beim ehemaligen Landesvorsitzenden des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend Matthias Fack oder bei Susanne Zehetbauer, die von den katholischen Frauenorganisationen entsandt ist.
Darüber hinaus kritisiert der bfg München, dass über einige Mitglieder des Rundfunkrates so wenige Informationen auf der Webseite des Bayerischen Rundfunks zu finden sind, dass nicht erkennbar ist, dass es sich um Personen mit kirchlichem Hintergrund handelt. So werde Sandra Schumann den „Familienverbänden“ zugeordnet. Eine genauere Recherche ergibt dann, dass sie Vorständin des Diakonischen Werkes Bayern und erste Vorsitzende der Evangelischen Aktionsgemeinschaft für Familienfragen in Bayern ist.

Angesichts dessen und auch wegen des Übergewichts der CSU fordert Wladarsch eine grundlegende Veränderung bei der Zusammensetzung des BR-Rundfunkrates. „Mehr gesellschaftliche Vielfalt und eine echte Teilhabe von Zivilgesellschaft und Bürger*innen im Rundfunkrat könnten einen wichtigen Beitrag dazu leisten, den BR bunter zu machen und die Kontroll- und Beratungsfunktion des Gremiums zu stärken.“

23. März – Atheist Day

Um auf die Diskriminierung von Atheist:innen aufmerksam zu machen und gegen sie anzukämpfen, initiierte die kanadische Atheisten-Organisation Atheist Republic 2019 den World Atheist Day, der seitdem jährlich am 23. März begangen wird. An diesem Tag wird daran erinnert, dass in vielen Regionen der Welt, Atheist:innen unter Repressionen zu leiden haben, strafrechtlicher Verfolgung ausgesetzt sind oder sogar mit dem Tode bedroht werden. Vor allem jedoch soll er Menschen ermutigen, offen zu ihrem Atheismus zu stehen.

Dieses Jahr hat der neu gegründete Verein Projekt 48. Forum für Aufklärung, Emanzipation und Skepsis zusammen mit den Alibri Verlag eine Foto-Aktion angestoßen und die Social Media-Kanäle Facebook und Instagramm Statements von Statements von Aktivist:innen gepostet, die sich gegen die Herabsetzung, Diskriminierung und Verfolgung von Atheist:innen solidarisieren.

„Dies erscheint uns in diesen Zeiten, da gerade in Deutschland systematisch in Abrede gestellt wird, dass Religion häufig Motivation ist, andere zu diskriminieren, besonders wichtig. In Zeiten, in denen die Auffassung vorherrscht, dass Religion ein persönliches Merkmal darstellt, sehen wir es als unabdingbar an, daran zu erinnern, dass die Kritik der Religion die Voraussetzung aller Kritik ist“, heißt es im Begleittext.

No Hijab Day

Am 1. Februar begeht die religiöse Rechte seit einigen Jahren den World Hijab Day, um „Solidarität mit Musliminnen“ zu zeigen. Dieses Jahr haben der Zentralrat der Ex-Muslime Deutschland, die Migrantinnen für Säkularität und Selbstbestimmung und Frauen für Freiheit die Fach­veranstaltung „FrauenStimmen gegen Gewalt sagen Nein zum World Hijab Day“ zum Thema Verschleierung durchgeführt.

Die Professorin für Ethnologie an der Goethe-Universität Frankfurt Susanne Schröter stellte in ihrem Beitrag fest, dass Freiwilligkeit nur unter bestimmten Rahmenbedingungen gegeben ist. Erstens müssten die Gesetze Freiwilligkeit garantieren. Länder wie der Iran hingegen schreiben Verschleierung für Frauen gesetzlich vor. Zweitens müsse auch die Umgebung der Mädchen und Frauen frei von sozialem Druck beziehungsweise frei von restriktiven Normen sein. Trifft beides nicht zu, ist die Entscheidung für oder gegen ein Kopftuch nicht vollkommen freiwillig.

Dem Problem, dass in einigen Communities über sozialen Druck versucht wird, eine Genderordnung durchzusetzen, die den Frauen jede Selbstbestimmung nimmt, begegnet Naïla Chikhi an Schulen. Mädchen geben an, sich zu verschleiern, um sexueller Belästigung zu entgehen. Einige Mädchen verinnerlichten die durch die Umgebung induzierte Herabsetzung zu einem sexualisierten Objekt so sehr, dass sie sich selbst als beschmutzt beschreiben, wenn sie „ausgezogen“ seien. Dabei tragen in Deutschland über 70 Prozent der muslimischen Frauen kein „Kopftuch“. Die permanente mediale Darstellung von Musliminnen als Kopftuch tragende Frauen sieht Chikhi als diskriminierend an, denn so würden Musliminnen uniform dargestellt statt in ihrer gelebten Vielfalt.

Lale Akgün merkte an, dass das „Kopftuch“ in Deutschland zum Zeichen der Vielfalt geworden sei und nicht mehr als Herrschaftsinstrument der Männer wahrgenommen werde. Das Gewaltpotential des „Kopftuchs“, das eben nicht einfach „ein Stück Stoff“ sei, werde einfach ignoriert, ergänzte Mina Ahadi.