Zündfunke | Veröffentlicht in MIZ 3/18 | Geschrieben von Redaktion MIZ

Zündfunke … turmdersinne-Symposium / Antidiskriminierung

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turmdersinne-Symposium

Diese Veranstaltung feierte dieses Jahr ihr 20. Jubiläum. Gemeinsam hatten die turmdersinne gGmbH und der Humanistische Verband (HVD) Bayern vom 12.bis 14. Oktober ein Symposium mit dem Titel Nerven kitzeln. Wie Angst unsere Gedanken, Einstellungen und Entscheidungen prägt vorbereitet, das zunächst etwas verhalten mit einem Vortrag von Prof. Dr. Hans Markowitsch (Em. für physiologische Psychologie) zum Thema „Gedächtnis und Erinnerungsblockaden durch Angst und Stress“ anfing, dann jedoch Fahrt aufnahm. Sowohl dieser erste, als auch der nächste Beitrag von Dr. Kay Jüngling (Neurophysiologe) zum Thema „Gewöhnlich oder Pathologisch? Wie genetische Variationen Furcht und Angst beeinflussen“ beinhalteten die naturwissenschaftlichen Grundlagen von Angst und Furcht (und den Unterschied zwischen beiden Begriffen: von Angst spricht man bei eher diffusen Bedrohungen; von Furcht, wenn eine konkrete Bedrohung vorliegt), aktuellen Forschungen und Therapiemöglichkeiten. Letztere wurden nochmals von Prof. Borwin Bande­low (Facharzt für Neurologie und Psychiatrie) ausführlich besprochen, dann folgte für mich ein Highlight des Kongresses: Prof. Jürgen Hoyer (Prof. behaviorale Psychotherapie) zu „Soziale Angst als Antrieb und Hemmnis“. Die soziale Angst vor Außenseitern bzw. die Angst, selbst einer zu werden, ist bekannt; weniger die andere Seite – Angst als Motivationsspritze z.B. bei ReferentInnen, MusikerInnen etc. Überraschend war für viele TeilnehmerInnen seine Aussage, dass der Erfolg von RednerInnen zu zwei Dritteln von der Körpersprache abhängt, zu 15% vom Sound und nur zu 7% vom Inhalt. Beispiel dafür bot die nächste Rednerin, Gabriele Pohl (Diplompädagogin), zum Thema „Das Monster im Schrank. Kinderängste verstehen und begleiten“. Sie arbeitete vor allem heraus, wie das Selbstvertrauen von Kindern gestärkt werden kann, denn Mut sei nicht das Gegenteil von Angst, sondern die Fähigkeit mit der Angst umzugehen. Um größere Kinder – GymnasiastInnen – und die Lehrpläne in den entsprechenden Klassenstufen ging es bei Alexander Bergmann (Lehramt für die Fächer Biologie, Ethik und Philosophie). In seiner Dissertation beschäftigt er sich mit den Lehrplänen der entsprechenden Klassenstufen und stellte dazu fest, dass die Neurowissenschaften und ihre Ergebnisse dort kaum vertreten seien. Gleichzeitig existiere unter den SchülerInnen dazu eine Reihe von Mythen (z.B. Menschen würden nur 10% ihres Gehirns nutzen), denen deshalb nur schwer begegnet werden könne. Er stellte eigene Unterrichtsmodelle vor, die diesem Manko begegnen können, und bekam dafür viel Zustimmung aus dem Publikum.

Dr. Thorsten Pachur (Dipompsycho­loge) referierte dazu, „wie sich Risikoentscheidungen über die Lebens­spanne“ verändern und kam zu dem für viele Anwesende erfreulichen Ergebnis, dass ältere Erwachsene sich häufiger risikofreudig entscheiden als jüngere. Dr. Marie Frenkel (Sportpsychologin) ging der Fähigkeit von Spitzensportlern nach, mit Stresssituationen umzugehen. Insbesondere ging sie auf Extrem­sportlerInnen ein, deren „sensation seeking“ angeboren sei, wie unter anderem die Zwillingsforschung zeige.

„Was uns nicht umbringt, macht uns…“ – weitergeführt wurde dieser Satz von Prof. Wolf Dombrowsky (Lehrstuhl für Kathastrophenmanagement) nicht mit dem meist vermuteten Wort „härter“ sondern mit „anders“. Ängstliche und vorsichtige Menschen würden eher scheitern, es brauche jedoch z.B. für Katastrophensituationen eine klare Strategie (ein „Körperbild“), zu der auch die Aktivierung von kulturellen Wissensmustern gehöre (einleuchtend: wer den Knall eines Schusses kennt und von ähnlichen Geräuschen klar unterscheiden kann, befürchtet nicht sofort einen Überfall).

Prof. Frank Schwab (Medienpsycho­loge) widmete sich dem spannenden Thema „Nervenkitzel. Furcht und Panikmache“ und räumte ebenfalls mit einer Reihe von Mythen auf – so z.B. dass Gewalt in Film und Fernsehen zum Anstieg von Gewalt in der Realität führe. Außerdem ging er ausführlich auf Fernsehgewohnheiten von Kindern und den Umgang von Eltern mit diesen ein. Gerade bei Kindern würde Bebilderung Ängste und Sorgen reduzieren (ihre Phantasie gaukle ihnen sonst Schlimmeres vor), und Eltern sollten nur dann Nachrichten erläutern, wenn Kinder nachfragen. Meist würden diese Schreckensmeldungen aus dem Fernsehen gar nicht weiter aufnehmen und schnell vergessen. Fazit: Kinder dürfen bei der Tagesschau ruhig mit im Raum bleiben.

Abends gab es wie immer einen science Jam von Dr. Matthias Warkus und einer Reise mit Dr. Peter Mandry „zu den gefährlichsten Orten der Welt“. Auch er räumte mit einer Reihe von Mythen über Angstorte und häufige Todesarten auf – so sei „Kugelschreiberverschlucken tödlicher als Blitze“.

Den Abschluss des Symposiums bildete eine podcast-liveshow zum Thema „Angst und Gesellschaft“, sowohl diese, als auch alle anderen Beiträge können als CD komplett oder einzeln beim Veranstalter bestellt werden.

Viola Schubert-Lehnhardt

Antidiskriminierung

Der Internationale Bund der Konfessions­losen und Atheisten in Nordrhein-Westfalen (IBKA NRW) fordert die Politik zur Überprüfung der staatlichen Finanzierung des katholischen Privat-Gymnasiums Mariengarden in Burlo auf. „Ich erwarte von einer über
wiegend mit staatlichen Mitteln finanzierten Privat-Schule, dass sich die in der Gesellschaft anerkannten Formen des Zusammenlebens auch in der Lehrerschaft spiegeln dürfen“, sagt Rainer Ponitka, Sprecher des IBKA in NRW. Werden allerdings Homosexuelle wegen ihrer Lebensplanung nicht eingestellt und somit offen diskriminiert, 
so widerspräche dies nach Auffassung des IBKA den gesetzlichen Antidiskriminierungsbestimmungen.

Ponitka weiter: „Die Politik ist gefordert, das Gymnasium und seinen katholischen Träger dahingehend zu überprüfen, ob deren Statuten den Werten der modernen Gesellschaft entsprechen. Ist dies nicht der Fall, so ist die staatliche Finanzierung der Schule auf den Prüfstand zu stellen.“