Prisma | Veröffentlicht in MIZ 3/23 | Geschrieben von Ali Malik

22. August: Apostasy Day

Apostasie bedeutet, dass ein Mensch seine Religion aufgibt, auf sie verzichtet. In Afghanistan, Malaysia, Mauretanien, Katar, Saudi-Arabien, Somalia, den Vereinigten Arabischen Emiraten, im Jemen und im Iran sowie auf den Malediven steht darauf die Todesstrafe, und in vielen anderen Ländern mit muslimischer Mehrheit ist es eine Straftat. In Pakistan wird der Unglaube an Gott nach dem Blasphemiegesetz mit der Todesstrafe geahndet. In Saudi-Arabien wird Atheismus mit Terrorismus gleichgesetzt.

In einigen Ländern, in denen es keine Todesstrafe gibt, töten Islamisten diejenigen, die als Abtrünnige gelten, etwa in Bangladesch oder im Indien, wo die Muslime eine Minderheit sind. In vielen Ländern, beispielswesie in Europa und Nordamerika, sehen sich Abtrünnige mit Drohungen, Ausgrenzung oder Gewalt im Namen der Ehre konfrontiert, auch von ihren eigenen Familien. Auch Personen mit orthodoxem jüdischem, christlichem, hinduistischem und anderem Hintergrund können wegen ihres Abfalls vom Glauben Ausgrenzung und Gewalt erfahren.

Der 22. August wurde als Apostasy Day gewählt, weil es sich um den UN-Gedenktag für die Opfer von Gewalttaten aus Gründen der Religion oder des Glaubens handelt. Außerdem markiert die Zeit Ende August den Beginn einer zweiten Welle von Massenhinrichtungen von Apostaten im Iran im Jahr 1988 nach kurzem „Prozessen“.

Nach der erfolgreichen Social-Media-Kampagne des Jahres 2022 „Raise your hands for Apostasy“ [Hebt eure Hand für Apostasie] haben wir uns in diesem Jahr für das Motto „Doodle on Quran“ [Kritzel auf den Koran] entschieden, um Apostasie mit Blasphemie zu verbinden. Wie oben erläutert, nutzen selbst die Länder, die Apostasie nicht direkt bestrafen oder das Recht, seine Religion abzulegen, sogar anerkennen, ihre drakonischen Blasphemiegesetze, um Apostaten zu verfolgen und zu bestrafen. Die Idee für diese Kampagne stammt von der Sprecherin des Council of Ex-Muslims of Britain, Maryam Namazie. Sie erklärt dazu:
„Die Koran-Kritzel-Aktion war für uns ein wichtiges Mittel, um das Recht, das Heilige zu kritisieren und zu verspotten, zu verteidigen und das Recht auf Gewissens- und Meinungsfreiheit zu wahren. Wir hielten dies für besonders wichtig angesichts der Tatsache, dass Menschen wegen Apostasie und Blasphemie getötet werden, in islamischen Staaten oft auf der Grundlage von Gesetzen. Wie wir schon oft gesagt haben, sind Rechte für Menschen da, nicht für Ideen. Schlechte Ideen, wie Religionen oder der Islam, müssen kritisiert werden können.“
In den sozialen Medien wurden mehrere kurze Videos von Menschen gepostet, die den Koran bekritzelt haben. Der Co-Sprecher des Council of Ex-Muslims of Britain, Ali Malik (@apostateali), kritzelte auf Koranverse, in denen Allah Abtrünnige als „die Feinde aller Menschen“ bezeichnet und dazu aufruft, strenge Maßnahmen gegen sie zu ergreifen. Dabei wünscht Ali allen einen „Happy Apostasy Day“. Das erklärt im Wesentlichen, worum es am Tag der Apostasie geht.
Der Apostasy Day ist ein Tag für Abtrünnige, sich dafür zu feiern, dass sie die Stärke aufgebracht und es geschafft haben, eine Religion abzulehnen, in die sie hineingeboren worden waren und durch die sie indoktriniert wurden. Gleichzeitig wollen sie am diesem Tag darauf aufmerksam machen, dass Menschen wie sie in der gesamten islamischen Welt Unterdrückung ausgesetzt sind, und sie wehren sich gegen Forderungen, den Islam auch im Westen vor Blasphemie zu schützen. Die Blasphemie durch die Koran-Kritzel-Aktion am Tag der Apostasie hat wirkngsvoll vielen Zwecken gedient.
Ein anderes Video zeigte Maryam Namazie. Sie hob die „Unmenschlichkeit und Frauenfeindlichkeit im Koran“ hervor, während sie auf den Koran kritzelte. Es ist auch eine ehemalige Muslimin sehen, die auf den Koran-Vers 4:34 kritzelt, um darauf hinzuweisen, dass dieses Buch Männern erlaubt, ihre Frauen zu schlagen, und zwar durch eine heilige Verfügung. In einem anderen Video ist ein schwuler Ex-Muslim namens Zevan zu sehen, der auf die Homophobie des Islam hinweist. Es gibt Videos von pakistanischen und saudi-arabischen Ex-Muslimen, die auf den Koran kritzeln und gleichzeitig die Macht der darin enthaltenen Indoktrination verurteilen.
Alles in allem hat der 22. August 2023 einen äußerst wichtigen Zweck erfüllt. Er hat gezeigt, dass diejenigen, die vom Islam abgefallen sind, nicht durch Gewaltandrohungen zum Schweigen gebracht werden können, und sie die Verfolgung sichtbar werden lassen, der Gleichgesinnte in der islamischen Welt tagtäglich ausgesetzt sind.

Videos und Bilder zum Apostasy Day 2023 findet, wer nach #ApostasyDayDoodle sucht.