iz3w
iz3w heißt die Zeitschrift des informationszentrums 3. welt in Freiburg, die zweimonatlich erscheint, sich mit entwicklungspolitischen Themen befasst und dabei den Fokus auf die Verhältnisse der Ungleichheit legt, die bei einem vergleichenden Blick auf „Nord“ und „Süd“ besonders deutlich zutage treten. Im aktuellen Heft lautet der Schwerpunkt „ Fundamentalismus – vorwärts in die Antimoderne“. Acht Beiträge reflektieren den Begriff und setzen sich „fundamentalistischen“ Phänomenen weltweit auseinander.
Dabei zeigt sich zum einen, dass derartige Strömungen in allen großen Religionen anzutreffen sind: im Christentum, Islam und Judentum, aber auch im Buddhismus, der gemeinhin ein anderes Image hat. Allerdings, darauf verweist die Redaktion im Editorial, ist der Einfluss – und damit die Folgen für den Rest der Gesellschaft – unterschiedlich. Während der christliche Fundamentalismus über Jahrhunderte Staatswesen prägte, besiedelt das orthodoxe Judentum (trotz steigenden Einflusses in Israel) nur Nischen.
Dass Frauenhass ein verbindendes Merkmal fundamentalistischer Einstellungen ist, arbeitet Veronika Kracher in ihrem Text heraus. Auf zwei andere interessante Aspekte verweist Winfried Rust: Zum einen verleiht der religiöse Bezug Übergriffen auf Minderheiten (z.B. auf die muslimischen Rohingya im mehrheitlich buddhistischen Myanmar) eine „sakrale Weihe“, Zum anderen zeigt er, dass die Mobilisierung, die zur Befreiung aus kolonialer Beherrschung geführt hat, sich gegen gesellschaftliche und Geschlechtergleichheit werden kann, wenn religiös-politische Milieus die Oberhand gewinnen.
iz3w. Hrsg. von der Aktion Dritte Welt e.V. informationszentrum 3. welt. Ausgabe 375: Fundamentalismus – vorwärts in die Antimoderne. November/Dezember 2019, 48 Seiten, Euro 6.- (zu beziehen überall im Buchhandel oder unter www.iz3w.org)
Freidenker-Kalender
„Gegen den Strom“ lautet das Motto des Kalenders der Ulmer Freidenker*innen für das Jahr 2020. Auf zwölf Monatsblättern wird an Menschen erinnert, die gegen die herrschenden Auffassungen antraten. Darunter sind der Sänger und Schauspieler Ernst Busch, die Anarchistin Emma Goldmann, der Dichter Pablo Neruda, der Philosoph Walter Benjamin oder der Revolutionär Nestor Machno. Die Blätter sind teils mit Aquarell-Porträts, teils mit Fotos gestaltet; neben erläuternden Texten beschreiben kurze Zitate oder Gedichte die Porträtierten. Im Kalendarium wird wie immer an Geburts- und Todestage frei denkender Persönlichkeiten erinnert.
Ausführlicher wird auf dem März-Blatt der Kapp-Putsch behandelt, der erste Versuch der Rechten, der Weimarer Republik ein Ende zu bereiten. Dieser scheiterte, da die meisten Beamten loyal zur Republik standen und die Arbeiterparteien ihre Anhänger zu einem Generalstreik und militanter Gegenwehr mobilisieren konnten.
Freidenker-Kalender 2020. Herausgegeben von den Freidenkerinnen und Freidenkern Ulm/Neu-Ulm, 2019. 12 Blatt, A 4, vierfarbig, Euro 8,50 (zu beziehen bei den Herausgeber*innen oder unter www.denkladen.de)
bruno.
Erstmals erschienen ist bruno. Das Jah resmagazin der Giordano-Bruno-Stif tung. Aufgemacht wie ein Hochglanzmagazin löst es den bisherigen Tätigkeitsbericht ab. Die erste Ausgabe blickt nicht nur auf das Jahr 2018 zurück, sondern stellt zentrale Projekte der gbs vor. So geht es um die Letzte Hilfe-Kampagne, die Arbeit von Mina Ahadi oder das Institut für Weltanschauungsrecht. Andere Aktivitäten und wichtige Aktive werden in Interviews und Storys vorgestellt. Für das Berichtsjahr werden die Ereignisse anhand eines Zeitstrahls präsentiert. Das ansprechend gestaltete und reich illustrierte Magazin kann als „niedrigschwelliges“ Angebot verstanden werden, die gbs und ihre Arbeit etwas intensiver kennenzulernen.
bruno. Das Jahresmagazin der Giordano-Bruno-Stiftung. Oberwesel 2019 (zu beziehen unter www.giordano-bruno-stiftung.de)
Verfolgte Humanisten
Die Broschüre Humanismus unter Verfolgung ist im Rahmen der Arbeit des Dachverbands Freier Weltanschauungsgemeinschaften (DFW) entstanden. In Anknüpfung an den Freedom of Thought Report wird die Situation von Humanist_innen weltweit anhand einzelner Beispiele dargestellt. So analysiert Bob Churchill die unterschiedlichen Grade der Benachteiligung von Humanist_innen in Deutschland, Belgien und Syrien und wirft einen Blick auf die rechtlichen und gesellschaftlichen Grundlagen. Renate Bauer, die Herausgeberin, gibt einen (sehr) kurzen historischen Überblick über „Atheismus als Verfolgungsgrund“. In einem weiteren Beitrag erläutert sie, inwiefern sich die Unterdrückung von Minderheitenreligionen von der von „Ungläubigen“ unterscheidet. Im Wesentlichen ist es die staatliche Reaktion, die den Unterschied ausmacht: Wenn eine religiöse Minderheit bzw. ihre sakralen Bauten oder Treffpunkte angegriffen wird, verfolgt der Staat diese Attacken, um den gesellschaftlichen Frieden zu erhalten. Da Humanist_innen nur in etwa einem Viertel der Staaten der Welt organisiert sind (bzw. sich organisieren dürfen), treffen die Übergriffe hier eher Einzelpersonen – und werden selten geahndet. Hinzu kommt, dass der „Atheismus“-Vorwurf von den Behörden immer wieder eingesetzt wird, um Kritiker_innen sozialer Missstände zu diskreditieren und zu kriminalisieren.
Die Broschüre schließt mit zwei Texten von Betroffenen. Madani Mohamed Lamine berichtet, wie eine Facebook-Gruppe von Freidenker_innen vom Geheimdienst infiltriert wurde und ein Imam beim Freitagsgebet die Anwesenden aufforderte, „die Ungläubigen aus der Nachbarschaft auf[zu]suchen“, da der Staat nichts unternehme. Ahmed Nadir beschreibt die Lage in Bangladesch und listet die zahlreichen in den letzten Jahren verletzten und getöteten Säkularisten auf.
Renate Bauer (Hrsg.): Humanismus unter Verfolgung. Bedrohte Humanisten. Berichte und Standpunkte. Schriftenreihe für freigeistige Kultur, Heft 30. Neu-Isenburg 2018, Angelika Lenz Verlag. 64 Seiten, geheftet, Euro 7,90