Prisma | Veröffentlicht in MIZ 1/22 | Geschrieben von Thomas Waschke

Was kann die Erweiterte Evolutionäre Synthese leisten?

Teil 5: Evolutionäre Entwicklungsbiologie (EvoDevo) — 
die Rückkehr des Organismus in die Evolutionsbiologie

So gut wie alle mehrzelligen Lebewesen durchlaufen eine Individualentwicklung (Ontogenese, im folgenden Text als ‘Entwicklung’ bezeichnet): Aus einer befruchteten Einzelle oder einem Gewebe entsteht in einem komplizierten Prozess, an dem sowohl Gene als auch die Umwelt beteiligt sind, ein Körper mit bestimmten Merkmalen. Die Evolutionäre Entwicklungsbiologie, kurz EvoDevo (vom Englischen Evolutionary Developmental Biology), entstand als eine interdisziplinäre Forschungsrichtung, die sich mit dem Zusammenhang zwischen den Fragen, wie sich Embryonen zu adulten Organismen entwickeln (englisch ‘development’) und wie diese Mechanismen im Lauf einer über lange Zeiten abgelaufenen Evolution entstanden sind, befasst. Für diese Artikelserie ist aber vor allem wichtig, welche Bedeutung die so gefundenen Mechanismen für die Struktur von Evolutionstheorien haben.