LeserINNENbriefe | Veröffentlicht in MIZ 4/11 | Geschrieben von Redaktion MIZ

LeserINNENbriefe

Zum Artikel „PID – eine Frage der Weltanschauung?“ von Gerhard Rampp (MIZ 3/11)

Auch in diesem Text wird leider die jahrhundertelange Vorstellung transportiert, die Konzeptionsprodukte der In-Vitro-Fertilisation – nachdem sie der PID unterzogen wurden – müßten abgetötet werden! Die sterben ab, weil ihnen ganz entscheidende Faktoren zum Menschwerden fehlen: die Faktoren der Mutter, deren ausgeklügeltes, höchst kompliziertes System von Hormonen und Immunstimulantien usw.! Ohne die kann kein menschliches Leben starten und erst das erfolgreiche Zusammenspiel dieser Faktoren würde ich als möglichen Beginn von menschlichem Leben bezeichnen, der dann immer noch viele Hürden überwinden muß!

Auch wird oft die Vorstellung verbreitet, Ei und Samen ergeben einen fertigen Embryo. Dem ist nicht so: In diesem Stadium (Morula), etwa am vierten Tag, kommt es zu einer Differenzierung der Zellen in eine äußere und eine innere Zellschicht. Aus der äußeren Zellschicht werden sich zuerst der Trophoblast und später Plazenta und Eihäute entwickeln, die innere Zellschicht wird zum Embryoblast, dem Vorgänger des eigentlichen Embryos.

Das Ganze ist sozusagen ein Rundrumkonzept, (in der Medizin benennt man es bemerkenswerterweise eben auch Konzeptionsprodukt), es ist ein „Komplettbauplan“ angelegt in diesen Zellen von der Placenta, Eihaut bis zu Nabelschnur, bis zum Embryo samt Organen. Wir sollten uns dringend davon frei machen, daß ein Zellhaufen in der Petrischale schon Beginn des menschlichen Lebens wäre, sozusagen ein kleiner niedlicher Embryo, der da in der Schale sitzt und den wir dann töten – und es auch mit unserer Sprache richtig bezeichnen.

Was die Hartnäckigkeit der Kirchen zum Thema PID angeht, muß man sich schwer wundern, daß 150-200 Paare, die den beschwerlichen und belastenden Weg der In-Vitro-Fertilisation mit PID auf sich nehmen, mehr in den Fokus geraten, als die 3500-4200 Spätabbrüche pro Jahr, die wegen einer Behinderung des Fetus durchgeführt werden! Seltsamerweise regt sich kaum ein Bischof darüber auf, daß diese Eingriffe auch in christlichen Häusern durchgeführt werden... lieber darüber schweigen? (Als Beleg siehe: http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Kirchliches-Haus-macht-die-meisten-Spaetabbrueche.)

Sigrun Stoellger, Langenhagen