Gerhard Vollmer: Im Lichte der Evolution. Darwin in Wissenschaft und Philosophie. Hirzel Verlag, Stuttgart 2017. 616 Seiten, gebunden, Euro 39.-, ISBN 978-3-7776-2617-8
Wer kennt ihn nicht, den berühmten Satz des russisch-US-amerikanischen Genetikers Theodosius Dobzhansky: „Nichts in der Biologie ist sinnvoll, außer im Lichte der Evolution betrachtet.“ Es hat bis ins 20. Jahrhundert gedauert, bis die Darwinsche Evolutionstheorie die Anerkennung erfuhr, die ihr zusteht. Denn sie bildet nicht nur das Fundament der modernen Biologie. Die Darwinsche Evolutionstheorie hat seit Jahren Einzug in wissenschaftliche Disziplinen gehalten und trägt so maßgeblich zur Erkenntnisgewinnung bei. Wie stark das Darwinsche Denken unser Welt- und Wissenschaftsbild revolutioniert hat, zeigt das neue Buch Gerhard Vollmers.
Gerhard Vollmer, promovierter Physiker und Philosoph, zählt zu den bedeutendsten Wegbereitern der Evolutionären Erkenntnistheorie. Seine Arbeiten können als Brücken zwischen den Natur- und Geisteswissenschaften verstanden werden. Diese Perspektive schlägt sich auch in dem neuen Buch nieder. Inspirieren ließ sich Vollmer durch das Darwin-Jahr 2009. Er machte sich auf die Suche nach den Disziplinen, die vom evolutionären Denken beeinflusst werden. Herausgekommen ist dabei, ohne übertreiben zu müssen, ein opus magnum. Ein Kompendium, welches seinesgleichen sucht.
Vollmer behandelt in seinem Sammelwerk 58 Disziplinen. Dazu unterteilt er das Buch in vier große Abschnitte. Der erste Abschnitt ist als Einstieg gedacht und kann als allgemeine Einführung in die Evolution verstanden werden. Im zweiten Abschnitt behandelt Vollmer 44 evolutionäre Disziplinen in unterschiedlichen Wissenschaftszweigen, im dritten das Verhältnis Darwins zur Philosophie sowie die Reaktion der Philosophie auf Darwins Erkenntnisse. Der vierte und letzte Abschnitt behandelt 14 evolutionäre Disziplinen in der Philosophie. Wenngleich alle Teile mit großem Gewinn gelesen werden können, ist doch insbesondere der vierte Abschnitt derjenige, der herausragt, behandelt er doch u.a. die Frage, was den Menschen zu einem Menschen macht. Doch auch Zukunftsfragen, beispielsweise das Thema Transhumanismus, finden in dieses Werk Eingang.
Vollmer ermöglicht den Lesern einen umfassenden Einblick in die Vielfalt wissenschaftlichen Denkens. Er stellt Fragen und lässt die Leser teilhaben, ohne auf den üblicherweise gern genutzten wissenschaftlichen Zeigefinger zurückzugreifen. Der Autor möchte damit Laien ermutigen, sich stärker mit der Evolution zu beschäftigen, wie er im Vorwort schreibt. „Auch und gerade Außenstehende sollen verstehen, worum es jeweils geht.“
Vollmers Buch richtet sich sowohl an diejenigen, die bisher noch nicht mit den (r)evolutionären Gedanken Darwins in Berührung gekommen sind, als auch an die, die ihr Wissen erweitern möchten. Dafür bietet der Autor einen Einblick in die wunderbare Welt evolutionären Denkens. Es kommt dem voluminösen Werk zugute, dass es nicht von vorne bis hinten gelesen werden muss, sondern „dass man in dem Buch schmökert wie in einem Lexikon“.