Menschen ziehen es oft vor, unmündig zu bleiben und ihrem Denken „Fußschellen“” anzulegen, Foto: CC0 / pixabay.com
Schwerpunktthema MIZ 2/21

Serie: Aufklärung /// Der Zeitkern der Aufklärung

Alex Demirović

Kant bestimmt Aufklärung in seinem berühmt gewordenen Text Was ist Aufklärung? als Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Aus dieser Bestimmung folgen Fragen. Alle Menschen sind vernünftige Wesen, d.h. sie können durch öffentliches Räsonieren allgemeine Einsichten miteinander teilen, sich mündig äußern, gemeinsam ihre Vernunft gebrauchen und sich verständig verhalten. Warum sind die Menschen in der Vergangenheit unmündig gewesen? Warum äußern und verhalten sie sich jetzt nicht mündig?

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Johann Gottfried Herder (1744-1803), Gemälde von Anton Graff, 1785
Schwerpunktthema MIZ 1/21

Serie: Aufklärung /// Herder – Wegbereiter des liberalen Protestantismus

Gerhard Rampp

Auf den ersten Blick ist es erstaunlich, wie stark die Ideen der Aufklärung von Teilen der lutherischen Kirche im frühen 19. Jahrhundert übernommen wurden, während die katholische Kirche bis zum II. Vatikanischen Konzil (1962-1965) dafür fast völlig taub blieb. Eine bedeutende Rolle bei der Liberalisierung des Protestantismus spielte der Theologe, Dichter und Philosoph Johann Gottfried Herder.

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Olympe de Gouges, die die „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“ der Nationalversammlung vorlegte, wurde später vom Patriarchen Maximilien de Robespierre hingerichtet, Abb.: © Alexander Kucharski / CC BY-SA 4.0 / Bonarov
Schwerpunktthema MIZ 3/20

Serie: Aufklärung /// Unfreiheit, Ungleichheit, Brüderlichkeit
Männliche Angst vor der Weibergesellschaft

Hanna Vatter

Über den blinden Fleck der Aufklärung zu schreiben, bedeutet die bürgerliche Revolution als ihr Versagen zu bezeichnen. Wenn wir uns aktuell fragen: Warum richten die Menschen ihre Reproduktionsbedingungen zugrunde? Warum kündigt die Rechtstendenz in Europa unheilvoll von einer autoritären Wende? Dann ist aus feministischer Sicht darauf so zu antworten: Die Aufklärung ist gescheitert, weil das Patriarchat während der 200 Jahre andauernden ursprünglichen Akkumulation hartnäckig und schlussendlich erfolgreich emanzipatorische, nicht selten weibliche Bewegung einhegte.

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Schwerpunktthema MIZ 2/20

Serie: Aufklärung /// Zur Verwissenschaftlichung von Judenfeindschaft durch die Aufklärung

Dieter Fauth

Die Epoche der Aufklärung hat unschätzbaren Wert für unsere heutige Gesellschaft. Trotzdem sollte ein kritischer Blick möglich sein. Im Folgenden wird die These entfaltet, dass die Aufklärung nicht nur Kraft zur Überwindung von Judenfeindschaft geboten hat. Ja, wer sich seines Verstandes bedient, die UN-Menschenrechtscharta oder das Grundgesetz Deutschlands als Ausfluss auch der Aufklärung ernst nimmt, muss die Gleichheit aller Menschen und ein Diskriminierungsverbot von Menschen insbesondere wegen ihrer Herkunft, Religion, etc. achten. Aber die Aufklärung hat auch viel zur Verwissenschaftlichung von Judenfeindschaft beigetragen.

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Schwerpunktthema MIZ 1/20

Serie: Aufklärung /// „Vielleicht leben wir eher in einer Parodie, einem Zerrbild der Aufklärung“
Ein Interview mit dem Philosophiehistoriker Philipp Blom

Philipp Blom

Seit geraumer Zeit wird von links-identitären Strömungen zum Teil harsche Kritik an der historischen Aufklärung geübt. Im Mittelpunkt steht dabei nicht nur der, salopp formuliert, Vorwurf, es habe sich um eine Angelegenheit „alter weißer Männer“ gehandelt. Ihr Denken habe maßgeblich zur Zerstörung anderer Kulturen beigetragen und verschweige bis heute die daraus resultierenden Rassismen im globalen Norden. Auch hätten ihre Vordenker_innen nie den von ihnen ausformulierten universalistischen Anspruch eingelöst. Im zweiten Teil unserer Artikelserie zum Thema Aufklärung sprach die MIZ mit dem Historiker und Schriftsteller Philipp Blom über die Aufklärung, ihre Vertreter_innen, die blinden Flecken und die Rolle der Aufklärung in der heutigen Zeit.

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Bereits die Alten Griechen zweifelten am Wahrheitsgehalt religiöser Vorstellungen, Foto: Pixabay
Schwerpunktthema MIZ 4/19

Aufklärung & Kritik als zentrale Komponenten alteuropäischer Identität

Hermann Josef Schmidt

Angesichts modischen Geredes, Europa sei in ausschlaggebender Weise determiniert durch seine christlich-jüdische Prägung, kann nicht oft genug wiederholt werden, dass, wie seit vielen Jahrzehnten bekannt und längst aufgearbeitet,1 die für europäisches Denken sowie spezifische europäische Identität entscheidenden Quellen historisch bei weitem früher, nämlich im 8. bis 5. Jahrhundert vor unserer kuriosen Zeitrechnung, und geographisch im großgriechischen Kulturraum zwischen der kleinasiatischen Mittelmeerküste und Unteritalien sowie Sizilien anzusetzen sind.

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