Editorial MIZ 2/25

Was ist eine moderne Religionspolitik?

Gunnar Schedel

Es ist in den letzten Jahren oft (nicht zuletzt hier in der MIZ) analysiert und auch beklagt worden: Obwohl die Zahl der Konfessionslosen die Zahl der orga­nisierten Gläubigen mittlerweile übersteigt, obwohl die religiöse Diversi­fizierung immer weiter zunimmt, hat sich am Religions­recht seit Jahrzehnten nichts und an der Religions­politik der jeweiligen Regierungen nur wenig geändert. Seit knapp vier Jahren gibt es nun mit dem Zentralrat der Konfessionsfreien eine Organisation, die sich explizit als Lobbyvertretung ver­steht, und beim Humanistischen Verband Deutschland ist zumindest eine entsprechende Stelle für die Kommunikation mit der Politik eingerichtet.

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Philipp Möller, Vorsitzender des Zentralrates der Konfessionsfreien
Schwerpunktthema MIZ 2/25

Absolute Mehrheiten für säkulare Politik
Wie eine religionspolitische Zeitenwende in der rechtsstaatlichen Praxis Deutschlands gelingen kann

Zentralrat der Konfessionsfreien

Die Bundesrepublik Deutschland steht an einem religionspolitischen Wende­punkt. Was sich in der Gesellschaft längst vollzogen hat – die Abkehr von kirchlicher Bindung und der Megatrend der Säkularisierung – wird im politischen Betrieb weitgehend ignoriert. Die staatliche Religionspolitik folgt noch immer einem Modell, das unter völlig anderen Voraussetzungen entstand: einer fast vollständig christlich geprägten Bevölkerung, einer institutionell dominanten Kirche und einem konfessionellen Konsens über die Gestaltung des öffentlichen Raums.

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Der IBKA tritt mit seinem Politischen Leitfaden für eine konsequente Trennung von Staat und Kirche ein. Das Foto zeigt eine Religionsfreien Zone an einem Karfreitag im Filmhaus Köln, mit der gegen die Feiertagsgesetzgebung protestiert wurde. (Foto: MIZ)
Schwerpunktthema MIZ 2/25

Religions- und Weltanschauungspolitik

Rainer Ponitka

In der Bundesrepublik sind inzwischen mehr als 50 Prozent der Bürgerinnen und Bürger konfessionslos. Die Anzahl der Menschen, die sich für einen nichtreligiösen Lebensentwurf entschieden haben, aber aus sozialen oder beruf­lichen Gründen – oder weil sie vor den bürokratischen Hürden des Kirchenaustrittes zurückschrecken – der jeweiligen Religionsgemeinschaft noch nicht den Rücken gekehrt haben, ist noch höher. Es ist anzunehmen, dass die Menge der Konfessionslosen und/oder Nichtreligiösen sich auch bei den gewählten Volksvertretern in den Parlamenten widerspiegelt. Für mich wäre ein Schritt in die Moderne der Religions- und Weltanschauungspolitik getan, sobald sich die politische Be­deutung dieses Bevölkerungsanteils ent­sprechend seiner zahlenmäßigen Stärke steigert.

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Haus des Humanismus in Berlin-Schöneberg. (Foto: © ChickSR / wikimedia commons / CC BY-SA 4.0)
Schwerpunktthema MIZ 2/25

Wie könnte eine moderne Religions- bzw. Weltanschauungspolitik aussehen?
Mit welchen Themen befasst sie sich?

Bruno Osuch und Katrin Raczynski

Eine moderne Religions- und Welt­anschauungspolitik muss den weltanschaulichen Pluralismus unserer Gesellschaft als Realität anerkennen – und politisch gestalten. Sie ist Grundrechtspolitik und Demokratie­politik zugleich: Es geht um die konsequente Umsetzung von Artikel 4 Grundgesetz, der nicht nur die Religionsfreiheit, sondern ausdrücklich auch die Freiheit und Gleichbehandlung nichtreligiöser Weltanschauungen garantiert.

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Aktionen zum Atheist Day gehören zu den Aktivitäten von Projekt 48. (Foto: Projekt 48)
Schwerpunktthema MIZ 2/25

Moderne Religionspolitik

Projekt 48

Im Grundgesetz wird die Bedeutung von Religion betont und als An­sprechpartner für Politik und Medien spielen Religionsgemeinschaften eine große Rolle. Im Alltag jedoch ist für die Mehrzahl der in Deutschland lebenden Menschen ein weltlich begründeter Humanismus Richtschnur ihrer Entscheidungen. Eine moderne Religionspolitik müsste diesem Umstand Rechnung tragen.

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Staat und Kirche MIZ 2/19

Emanzipatorische Religionspolitik?
Eine Anfrage an Abgeordnete der Linken zeigt unterschiedliche Positionen innerhalb der Partei

Gunnar Schedel

Zu den Grundpositionen linker Parteien gehört in der Regel das Eintreten für die Trennung von Staat und Kirche sowie die individuelle Religionsfreiheit. Das war auch bei der Partei Die Linke bzw. deren Verläufern lange Jahre so. Seit jedoch Christine Buchholz den Posten der religionspolitischen Sprecherin der Bundestagsfraktion übernommen hat, gewinnen diejenigen an Boden, die die bestehende Verflechtung des Staates mit den Religionsgemeinschaften erhalten wollen und gesellschaftlichen Fortschritt blockieren. Deshalb hat der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) sich mit einem Brief an die Linken-Abgeordneten gewandt.

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