MIZ 2/24

Tempel Wissenschaft

Erfolgsmodell oder: Denken zum Nutzen der Menschheit
Nicole Thies
Editorial

Versuch macht klug …

Nicole Thies

So heißt es umgangssprachlich. Ob Alltagswissen oder Wissenschaft: die Neugierde, der Erkenntnisgewinn, und der Versuch, das Experiment, stehen am Anfang. Wer genervt einem Kleinkind zum x-ten Mal den Gegenstand aufhob, welcher offenkundig willentlich zu Boden fallengelassen wurde, kann sich nach der Ursache fragen. Nun wird aus den Kindern in den meisten Fällen kein Newton, aber sie erkennen wie sich Gegenstände regulär verhalten und erproben mit unterschiedlichen Massen und erlernen die Unregelmäßigkeiten – vom spritzenden Brei bis zur dumpf fallenden Rassel – ganz intuitiv und spielerisch im Alltag. Selbst wenn das Prinzip „trial and error“ maßgeblich durch ungehaltene und achtsame Eltern dem angemessenen Sozialverhalten gemäß kontrolliert gesteuert und sozialverträglicher gelenkt wird.

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Schwerpunktthema

Eine der Sternstunden der Wissenschaft: das Hubble Space Teleskop. (Foto: p2722754 / Pixabay)
Schwerpunktthema

„Eine Pille gegen die Erwärmung der Erde“
Ein Gespräch mit Ernst Peter Fischer über das Erfolgsmodell Wissenschaft, Geheimnisse und unrealistische Erwartungen

Ernst Peter Fischer

Wissenschaftliches Denken hat dazu geführt, dass die Menschen ihr Wissen enorm ausweiten und sich so neue Handlungsmöglichkeiten eröffnen konnten. Gleichzeitig wächst die Zahl der Menschen, die Produkte, die auf wissenschaftlicher Forschung beruhen, ganz selbstverständlich im Alltag nutzen, Wissenschaft an sich aber distanziert gegenüberstehen. Über diesen Widerspruch, wissenschaftlichen Fortschritt und den Vertrauensverlust in die Leistungsfähigkeit von Wissenschaft sprach MIZ mit dem Wissenschaftshistoriker Ernst Peter Fischer.

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Nicht selten erweist es sich als umöglich, allein durch Geisteskraft, einen Löffel zu verbiegen. Insofern sind wir alle ein bisschen Uri Geller... (Fotos: Anubis MacAth)
Schwerpunktthema

Krumme Dinger

Bernd Harder

Die legendäre Fehde zwischen dem Zauberkünstler James Randi und dem Löffelbieger Uri Geller macht deutlich, wie wichtig handfestes Debunking für die Wissenschaftskommunikation ist.

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Die „gute, alte Zeit“ – ein pittoresker Anblick, aber oft wenig wirksam. (Foto: StockSnap / Pixabay)
Schwerpunktthema

Der steinige Weg zur 
evidenzbasierten Medizin

Michael Scholz

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, und von seinen Gewohnheiten oder seinen lieb gewordenen Ansichten und Überzeugungen lässt er sich nur schwer abbringen. Umso mehr, wenn man sich in diesen etwa durch ein Studium und eine Berufstätigkeit eingerichtet hat. Kommt dann jemand, und möchte dieses Konstrukt einreißen, gibt es Konflikte. Sogar dann, wenn man sich auf wissenschaftlichem Terrain bewegt, auf dem man ja eigentlich eine gewisse Affinität zu neuen Erkenntnissen erwarten dürfte.

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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach steht eigentlich für eine evidenzbasierte und sich am wissenschaftlichen Kenntnisstand orientierende Medizin – im Fall des Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz konnte er sich offenbar nicht durchsetzen. (Foto: Deutscher Bundestag, Thomas Trutschel / photothek)
Schwerpunktthema

Die Homöopathie, die Politik und die Ärzteschaft – eine aktuelle Gemengelage

Udo Endruscheit

Seit mehr als 40 Jahren genießt die aus wissenschaftlicher Sicht als Pseudomedizin geltende Homöopathie als „Besondere Therapierichtung“ das gesetzliche Arzneimittelprivileg. Bis 2004 und wieder ab 2012 war bzw. ist zudem den gesetzlichen Krankenkassen die Möglichkeit eröffnet, ganz oder teilweise für homöopathische Mittel und therapeutische Leistungen Erstattungen zu leisten. Letzteres beabsichtigte Gesundheitsminister Lauterbach zeitweilig zu beenden – und sieht sich nach einer Kehrtwende nun einem klaren Statement er organisierten Ärzteschaft zur Homöopathie gegenüber.

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Staat und Kirche

„Wir bringen Licht ins Dunkel“ lautet der Slogan auf der Webseite von Mission Freedom e.V. Tatsächlich verschleiert der Auftritt jedoch den religiösen Hintergrund des Vereins, denn davon ist auch bei gründlicher Suche wenig zu finden. Lediglich die Vernetzung mit der Evangelischen Allianz und die Mitarbeit im Arbeitskreis Christliche Lebenshilfe können als Hinweise gesehen werden. Darüber hinaus macht noch stutzig, dass der Zweiten Vorsitzenden Johanna Planeth auch die „Leitung Gebetshaus München“ obliegt.
Staat und Kirche

Die großen Pläne ‘Gottes’ … sind undurchschaubar

Matthias Pöhl

Mit den Worten „Im Allgäu hat Gott große Pläne vor 23!“ kündigte Gaby Wentland – eine evangelikale Predigerin, die sich selbst als „radikale Christin“ bezeichnet und Vorsitzende des Vereins Mission Freedom e.V. ist – Anfang 2023 ihre offenbar nächste große „göttliche Mission“ an: Die Eröffnung einer vollstationären Jugendeinrichtung für minderjährige Betroffene von sexuellem Missbrauch. Angestoßen durch eine Privatrecherche des Verfassers1 gibt es hierzu nun kritische Fragen aus der Politik und Berichte in den Medien. Werden hier sehenden Auges schwerst missbrauchte Minderjährige in die Obhut einer missionarisch ausgerichteten christlich-fundamentalistischen Organisation gegeben?

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Auch wenn die Begleitung Sterbewilliger seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts grundsätzlich nicht mehr strafbar ist, gibt es weiterhin keine umfassende Rechtssicherheit. (Foto: Gaertringen / pixabay)
Staat und Kirche

Im Zweifel gegen den Angeklagten?
Zur Frage der Freiverantwortlichkeit aus juristischer Sicht

Robert Roßbruch

Im Frühjahr ergingen zwei Urteile gegen Ärzte, die Menschen geholfen hatten, sich das Leben zu nehmen. Es ging vor Gericht jeweils um die Frage, ob – angesichts einer psychischen Erkrankung der Betreffenden – die erforderliche Freiverantwortlichkeit bei der in den Tod begleiteten suizidwilligen Person vorgelegen habe. Sowohl das Landgericht Essen im Februar als auch das Landgericht Moabit im April beantworteten die Frage mit „Nein“ und verurteilten Dr. Johann Spittler und Dr. Christoph Turowski wegen Totschlags zu mehrjährigen Haftstrafen. Beide Urteile sind noch nicht rechtskräftig. (MIZ-Redaktion)

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Prisma

Die Strategie, Erdoğan-Wähler*innen anzusprechen, sich aber zugleich von der AKP zu distanzieren, ging nicht auf. (Foto: Tibor Janosi Mozes / Pixabay)
Prisma

Die Partei DAVA – 
eine Gefahr für unsere Demokratie?

Lale Akgün

Januar 2024 ging die Nachricht, es sei gerade eine neue türkisch-islamische Partei gegründet worden, wie ein Lauffeuer durch die Presselandschaft: eine Partei namens DAVA, Demokratische Allianz für Vielfalt und Aufbruch. Als dann auch noch bekannt wurde, dass das Kürzel DAVA im Türkischen Mission „bedeutet“, wurde die Stimmung im Lande noch unruhiger. Welche Gefahren würden von DAVA ausgehen? Würde es DAVA in das Europaparlament schaffen? Und was würde das für die europäische Demokratie bedeuten? Es war eine Panikstimmung im Lande, als würde DAVA morgen die Regierung übernehmen.

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Prisma

Islamistische Narrative bei FUNK: 
„Alman Sabine“ halbnackt

Zeinab Herz

In einem Instagram-Video von FUNK wird „Alman Sabine“ parodiert, die angeblich das Vorurteil hat, dass nicht der Hijab sondern „nur Nacktheit Freiheit sein kann“. Tragisch ist nicht nur die implizierte Annahme, dass das Gegenteil des Hijabs Nacktheit sei, was in konservativen islamischen Gemeinschaften als ehrlos betrachtet wird, sondern auch, dass im Video das Zwangskopftuchtragen vieler Musliminnen ins Lächerliche gezogen wird.

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Zugehörige oder Mitglieder?
Prisma

Weltanschauung und 
praktische Zugehörigkeit

Ralf Schöppner

Das Bundesverwaltungsgericht hat mit seinem Urteil vom 23.2.2005 
(BVerwG 6 C 2.04) den Religions- und Weltanschauungs­gemein­schaften das Recht auf ein ihrem Selbstverständnis entsprechendes und von der formalen Mitgliedschaft unabhängiges Kriterium für Zughörigkeit zugestanden. Vor diesem Hintergrund plädiert Ralf Schöppner von der Humanistischen Akademie für das Kriterium „praktische Zugehörigkeit“, das den neuen gesellschaftlichen Realitäten besser gerecht werde als „Mitgliedschaft“. (MIZ-Redaktion)

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Mitglieder oder Zugehörige?
Prisma

Alle gleich behandeln

Gunnar Schedel

Den Kirchen laufen die Mitglieder weg. Aber die säkularen Ver­bände, ganz gleich ob weltanschaulich oder politisch ausgerichtet, profitieren davon nicht. Obwohl die Zustimmung zu ihren ethischen Grundpositionen wie auch konkreten politischen Forderungen in den letzten Jahrzehnten enorm gestiegen ist, schlägt sich das nicht in einem größeren Mitgliederzuwachs nieder. Trotzdem spricht sich Gunnar Schedel, Mitglied im Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten dafür aus, am Konzept der Mitgliedschaft festzuhalten. (MIZ-Redaktion)

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Wie unter einer Glasglocke schafft es die Gemeinde Bad Boll, ein eigenes Öko-System aus Anthroposophie, Esoterik und Religiosität zu etablieren. (Abbildung: Julian Cunow / Midjourney)
Prisma

Bad Boll – Gemeinde auf Abwegen

Bernd Cunow

Bad Boll, eine kleine Gemeinde in Baden-Württemberg mit ungefähr 5272 Einwohnern, hat sich über die Jahre zu einem bedeutsamen Ort für Menschen mit Interesse an Esoterik, spirituellen Praktiken und der Anthroposophie entwickelt.

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Gerhard Rampp war nicht ganz so ernst, wie er oft erschien. (Foto: bfg Augsburg)
Prisma

Mister Internationale Rundschau
Ein Nachruf auf Gerhard Rampp (1950–2024)

Gunnar Schedel

So weit hinten im Heft steht normalerweise kein Artikel mehr. Seit Jahrzehnten nicht. Wer die MIZ von hinten anblättert, ist gewohnt, auf die Kurzmeldungen zu stoßen. Seit 1981 war das so, über 40 Jahre lang. Doch in der gewohnten Form wird es die Internationale Rundschau nicht mehr geben, denn Gerhard Rampp, der diese Rubrik von Anfang an und mit nur einer kurzen Unterbrechung Ende der 1990er Jahre durchgehend betreute, ist Anfang Mai über­raschend gestorben.

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