MIZ 3/20

30 Jahre ohne Mauer

Ein säkularer Rückblick auf Einigungsvertrag und Beitritt
Porträt Nicole Thies
Editorial

Zweigeteilte Einheitlichkeit

Nicole Thies

Die MIZ-Redaktion entschied sich für eine Zweiteilung des Themas 1989/90. Der erste Teil (MIZ 3/19) blickte unter säkularer Perspektive auf die DDR vor 1989 zurück. Dieses Heft beschäftigt sich mit 1989/90 und danach.

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Schwerpunktthema

Der SED-Staat befand sich auf protestantischem Kernland. Hier hatte Martin Luthers Reformation 1517 ihren Anfang genommen, Foto: © pixabay.com
Schwerpunktthema

Kirche für andere
Protestantismus in der DDR

Karsten Krampitz

Um es gleich vorwegzunehmen: Hat es die DDR-Kirche, speziell den BEK, den Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR, überhaupt gegeben? – Zumindest kirchenrechtlich wurde diese Frage nach der deutschen Wiedervereinigung aufgeworfen: Im Auftrag des Kirchenamtes der EKD legte Ende August 1990 der Tübinger Kirchenrechtler Martin Heckel ein Gutachten vor, wonach die EKD-Mitgliedschaft der DDR-Landeskirchen niemals aufgehört hatte, sie hatte lediglich geruht.

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Schwerpunktthema

Das Frauenleben

Ursula Schröter

… hatte sich in den 40 DDR-Jahren mehr verändert als das Männerleben. Deshalb waren die Unterschiede zwischen Ostfrauen und Westfrauen groß, als sie sich 1990 gegenüberstanden und die Hände hätten reichen können. Im Osten gab es weder die hauptamtliche Hausfrau noch „gewollte Kinderlosigkeit“ in statistisch ernst zu nehmendem Maße. Ostfrauen trugen Ende der 1980er Jahre zu 47 Prozent zum Haushalteinkommen bei, Westfrauen zu 18 Prozent.1

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Schwerpunktthema

Kirchen und Wiedervereinigung
Allgemeine Hinweise zum Einigungsvertrag von 1990

Gerhard Czermak

Der „Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik über die Herstellung der Einheit Deutschlands“ vom 31. August 1990 (Unterzeichnung) bedeutete den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland nach Art. 23 GG und damit die staatsrechtliche Wiederherstellung der deutsche Einheit. Als Datum des Eintritts der Wirksamkeit wurde der 3.10.1990 festgesetzt. Vorangegangen waren nur acht Wochen Vertragsausarbeitung in nur vier Verhandlungsrunden – eine beachtliche Leistung.

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Schwerpunktthema

Keine Chance
Die Konfessionslosenverbände blieben 1990 ungehört

Gunnar Schedel

Als 1990 die beiden deutschen Staaten zu einem zusammengefasst wurden, ahnte nicht nur die MIZ-Redaktion, dass dem größer gewordenen Deutschland ein Pfaffenhut übergestülpt werden würde – sprich: dass das System der Privilegien für die Religionsgemeinschaften auch auf jene Gebiete übertragen werden würde, in denen vornehmlich Konfessionslose lebten. Und dass diese ebenso wie die dort lebenden Christen nicht gefragt werden würden, ob sie das denn wollten. Dass es damals nicht gelang, dem etwas erfolgreich entgegenzusetzen, hatte verschiedene Ursachen.

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Olympe de Gouges, die die „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“ der Nationalversammlung vorlegte, wurde später vom Patriarchen Maximilien de Robespierre hingerichtet, Abb.: © Alexander Kucharski / CC BY-SA 4.0 / Bonarov
Schwerpunktthema

Serie: Aufklärung /// Unfreiheit, Ungleichheit, Brüderlichkeit
Männliche Angst vor der Weibergesellschaft

Hanna Vatter

Über den blinden Fleck der Aufklärung zu schreiben, bedeutet die bürgerliche Revolution als ihr Versagen zu bezeichnen. Wenn wir uns aktuell fragen: Warum richten die Menschen ihre Reproduktionsbedingungen zugrunde? Warum kündigt die Rechtstendenz in Europa unheilvoll von einer autoritären Wende? Dann ist aus feministischer Sicht darauf so zu antworten: Die Aufklärung ist gescheitert, weil das Patriarchat während der 200 Jahre andauernden ursprünglichen Akkumulation hartnäckig und schlussendlich erfolgreich emanzipatorische, nicht selten weibliche Bewegung einhegte.

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Staat und Kirche

Staat und Kirche

Sterbehilfe in Deutschland – 
wie geht es weiter?

Dieter Birnbacher

Häufiger als in anderen Ländern schaukeln sich bioethische Debat­ten in Deutschland ins Kulturkämpferische auf. Das gilt auch für 
die gegenwärtigen Diskussionen um das Ob, Wann und Wie einer 
Gesetzgebung zum assistierten Suizid nach dem Urteil des Bundes­verfassungsgerichts vom Februar. Mit diesem historischen Urteil ist der Spielraum für die alten Kämpfe zwischen (vor allem christ
lichen) Konservativen und Liberalisierern zwar erheblich zusam­mengeschrumpft. Das grundsätzliche Recht des einzelnen auf ein 
selbstbestimmtes Sterben wird kaum noch bestritten. Aber die Kämpfe um die dabei zu beachtenden Verfahrensregeln und Sorg­faltskriterien dauern an. Immerhin können diese so restriktiv ge­fasst werden, dass von der zugestandenen Freiheit in der Praxis nicht mehr allzu viel übrigbleibt.

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Prisma

Prisma

Mubarak Bala: Der Islam und die Repressionen gegen Atheisten in Nigeria

Leo Igwe

Die Verhaftung und das Verschwinden des nigerianischen Humanisten Mubarak Bala haben die gefährliche Situation der Humanisten und die Bedrohung durch islamistischen Extremismus in Nigeria verdeutlicht. Die Gesellschaft Nigerias ist sehr religiös. Der religiöse Glaube durchdringt alle Aspekte des Lebens, des Denkens und der Kultur. Bei einer Umfrage im Jahr 2004 erwies sich Nigeria als weltweit religiöseste Nation.

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Prisma

Ein Leben für den dialektischen Materialismus
Friedrich Engels zum 200. Geburtstag

Axel Rüdiger

Friedrich Engels ist an der Seite von Karl Marx bekannt geworden als Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus, Autor des Manifestes der kommunistischen Partei und Vordenker der internationalen und deutschen Sozialdemokratie. Er war wohl ein fröhlicher Mensch, der von sich frei heraus mit Sokrates bekannte, alles leider nur halb zu wissen, dessen Vorstellung vom Glück sich durchaus mit einer Flasche Wein Château Margaux (Jahrgang 1848) verband und der die Heuchelei ebenso hasste wie Baptistenpastoren, insbesondere wenn sie die eifernde Penetranz eines Charles Haddon Spurgeon (1834-1892) besaßen.

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Rubriken

Neulich

Neulich … beim ausgestopften Teenager

Daniela Wakonigg

Dass die katholische Kirche ein Problem damit hat, sich zu modernisieren, ist bekannt. Auch dass ihre verzweifelten Versuche nicht wirklich fruchten, mit besonders hippen Jugendgottesdiensten oder gar unter Einsatz von Internet und Sozialen Medien, moderner zu wirken, ist kein Geheimnis. Gerade die jungen Menschen laufen ihr scharenweise davon.

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