MIZ 2/12

global - lokal

Perspektiven des transnationalen Atheismus
Porträt Nicole Thies
Editorial

Und es bewegt sich doch! 
Oder: Atheisten aller Länder vereint euch!

Nicole Thies

Aufrufe zur Sozialisierung und Inter­nationalisierung sind nicht neu. Aber die Verbreitungsgeschwindigkeit und
Verteilungsbreite dieser Aufrufe hat
 sich in der beschleunigten Kommuni­kationsgesellschaft geändert: die Organisation in Sozialen Netzwerken lässt Regierungen stolpern oder bringt sie
gar zu Fall. „Networking“ und „Globa­lisierung“ sind zu Begriffen geworden, die nicht allein in der Wirtschaft, im Politmanagement und im Wissen­schaftsbetrieb oft bemüht werden, sondern längst unseren Alltag bestimmen. Auch die internationale Vernetzung der Atheisten ist zügig vorangekommen, wie die zahlreichen Kongresse und Tagungen in diesem Jahr zeigen. Also Zeit zur Bestandsaufnahme und Revision!

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Schwerpunktthema

Schwerpunktthema

Der globale Kampf gegen Diskriminierung und für Weltanschauungsfreiheit
Die Internationale Atheistische Konferenz in Köln 
suchte nach Perspektiven

Heike Jackler

Mehr und mehr Menschen organisieren sich in säkularen Gruppen. Das Jahr 2012 wird mit der Zahl atheistischer und humanistischer Konferenzen einen weltweiten Rekord aufstellen. Vom 25. bis 27. Mai 2012 luden IBKA und AAI zu einer Internationalen Atheistischen Tagung nach Köln. Hier referierten und diskutierten Atheisten und Freidenker aus Europa, Nordamerika, Asien und Afrika unter dem Motto „Die atheistische Perspektive – national, regional, global“. Kann die säkulare Bewegung eine weltweite Kraft werden, die dem Machtanspruch der organisierten Religionen wirksam entgegentritt?

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Schwerpunktthema

Gottlose Philippinen
Atheisten treffen sich im christlichsten Land der Welt

Matthias Krause

Die Philippinen gelten als das religiöseste Land der Welt: Über 90 Prozent der Bevölkerung sind Christen, etwa 80 Prozent Katholiken. Rund ein Viertel der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Es handelt sich hier um einen Teufelskreis aus Armut und rasantem Bevölkerungswachstum, für den viele als Ursache auch den Katholizismus und den verbissenen Kampf 
der Katholischen Kirche gegen Sexualaufklärung und Verhütungs­mittel sehen. So leben auf den Philippinen mittlerweile auf einer Fläche, die deutlich kleiner ist als die von Deutschland, viel mehr Menschen: 92 Millionen. Der Anteil der Atheisten liegt unter einem Prozent.

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Schwerpunktthema

Gewalt und Schrecken
Die Verfolgung von Menschen, die sich zum Atheismus bekennen, nimmt weltweit zu

Gunnar Schedel

Mitte Juni forderte der katholische Dichter Martin Mosebach in einem Zeitungsartikel, „Blasphemie“ müsse in Deutschland wieder strafbar sein.1 Dies diene der Kunst und dem sozialen Klima. Was hierzulande als bizarre Gespenster-Debatte im Feuilleton abläuft, ist für Atheisten weltweit bittere Realität. Bereits das Bekenntnis zum Atheismus kann staatliche Verfolgung nach sich ziehen.

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Staat und Kirche

Staat und Kirche

Diskriminierende Arbeitssituationen und Druck vom Arbeitgeber
Ein Interview mit Corinna Gekeler über den aktuellen Stand ihrer Studie zum kirchlichen Arbeitsrecht

Redaktion MIZ und Corinna Gekeler

Das kirchliche Arbeitsrecht wird derzeit intensiv diskutiert. Im Bundestag fand im März vor dem Ausschuss für Arbeit und Soziales eine Anhörung statt, bei den Grünen steht eine fraktionsinterne Auseinandersetzung mit dem Thema an, die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di führt seit einiger Zeit eine Kampagne für das Streikrecht in kirchlichen Sozialeinrichtungen durch. Im Vordergrund stehen dabei meist die kollektiven Aspekte des Themas. Die Diplom-Politologin Corinna Gekeler arbeitet derzeit an einer Studie, die sich mit den Folgen der besonderen Loyalitätspflichten für die einzelnen Beschäftigten befasst. MIZ sprach mit ihr über den aktuellen Stand ihrer Untersuchung.

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Staat und Kirche

Integrationshindernis Konfessionslosigkeit
Wie ein deutsches Gericht zwei Kinder zwangsmissioniert

Corinna Gekeler

Das Familiengericht in Monschau hat zwei angehende Erstklässler dazu verdonnert, den Religionsunterricht zu besuchen, obwohl sie konfessionslos sind. Die Teilnahme an religiösen Schulveranstaltungen wurde als Merkmal einer gelungenen Integration in den – überwiegend katholischen – Klassenverband gesehen. Die im Gerichtsbeschluss vorgetragene Argumentation erklärt nicht nur die Diskriminierung Konfessionsloser zum „Normalfall“, sondern wirft auch ein interessantes Licht auf den Integrationsdiskurs in Deutschland.

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Prisma

Prisma

Salafismus: Die unterschätzte Gefahr 
von rechts

Klaus Blees

In den Fokus der deutschen Öffentlichkeit gerieten Salafisten durch ihre Koran-Verteilaktionen und dann verstärkt, als es Anfang Mai in Nordrhein-Westfalen aus ihren Reihen zu Ausschreitungen gegen Polizisten gekommen war. Auslöser waren dem Wahlkampf geschuldete Provokationen der rechtspopulistischen Wählervereinigung Pro NRW, die in verschiedenen Städten des Bundeslandes vor salafistischen Moscheen Mohammed-Karikaturen des dänischen Zeichners Kurt Westergaard zeigten. In Solingen und Bonn griffen Salafisten die bei den Kundgebungen der Populisten eingesetzten Polizisten an und verletzten in Bonn 29 von ihnen zum Teil schwer. Die Solinger Salafistenvereinigung Millatu Ibrahim wurde mittlerweile verboten.

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Prisma

Kirchenfinanzierung in Österreich

Carsten Frerk

Im September wird im Czernin-Verlag das Buch Gottes Werk und unser Beitrag. Kirchenfinanzierung in Österreich erscheinen. Darin wird untersucht, wie es mit den Finanzen, dem Vermögen und der Wirtschaft im Raum der Kirchen in Österreich aussieht. Eine Arbeit, die sich dort bisher noch niemand so systematisch gemacht hat.

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Prisma

Diagnose? Homosexuell
Eine Gruppe katholischer Ärzte nutzt den Katholikentag 
in Mannheim als Podium für ihre Botschaft

Pascale Müller

Der Bund katholischer Ärzte propagiert Heilung von der „Krank­-
heit Homosexualität“. Mit diesen homophoben und menschen­rechtswidrigen Äußerungen trat der Bund auch während des Katholikentages in Mannheim auf. Proteste führten dazu, dass die Organisatoren sich distanzierten, doch ob solche Positionen in der katholischen Kirche generell abgelehnt werden, ist die Frage.

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