MIZ 3/21

Zersplitterter Universalismus

Streit um Säkularismus in Frankreich
Porträt Nicole Thies
Editorial

Liberté, Égalité, Laïcité!?!

Nicole Thies

Der Laizismus und säkulare Gesell­schaftsentwürfe sind in den letzten Jahren in Verruf geraten. Wer dafür eintritt, sieht sich mit dem Vorwurf konfrontiert, andere in der Entfaltung ihrer religiösen Identität zu behindern, sie also zu diskriminieren. Konkret bezogen auf den Alltag und das Zusammenleben geht es um Fragen wie: Religion an Schulen und Uni­versitäten, Neutralität von staatlichen Einrichtungen und deren Angestellte, den „Kopftuch“-Streit, Teilhabe am Schwimmunterricht oder Aufteilung nach Geschlechtern, die Anerkennung von Minderheiten und die Durchsetzung von Rechten einzelner Gruppen.

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Schwerpunktthema

Das neue Gesetz ist auch eine Reaktion auf die islamistischen Attentate, die Frankreich seit dem Anschlag auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo erschüttern, Foto: pixabay.com
Schwerpunktthema

Wie Universalismus schief geht
Ein Gesetz soll der französischen Republik Respekt sichern

Bernard Schmid

Kant bestimmt Aufklärung in seinem berühmt gewordenen Text Was ist Aufklärung? als Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Aus dieser Bestimmung folgen Fragen. Alle Menschen sind vernünftige Wesen, d.h. sie können durch öffentliches Räsonieren allgemeine Einsichten miteinander teilen, sich mündig äußern, gemeinsam ihre Vernunft gebrauchen und sich verständig verhalten. Warum sind die Menschen in der Vergangenheit unmündig gewesen? Warum äußern und verhalten sie sich jetzt nicht mündig?

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Kritikabwehr in Form von Hetze gegen säkulare Mi­grantinnen: Insta­grammerin Kaputtzig wirft den Autorinnen des Buches Ich will frei sein, nicht mutig vor, „rassistische, antimuslimische Kackscheiße“ geschrieben zu haben. In dem Sammelband ging es um die massive sexuelle Gewalt gegen Frauen in der Silvesternacht 2015. Dass die Autorinnen forderten, die Debatte darüber erneut aufzunehmen, und einige die These vertraten, dazu sei es auch notwendig, sich mit dem islamischen Patriarchat auseinanderzusetzen, war für viele linke Identitäre nicht akzeptabel. Auch Kaputtzig überschüttete die Autorinnen auf Instagramm mit teils erfundenen Vorwürfen. Auf die Aufforderung hin, ihre Behauptungen zu belegen und zu begründen, antwortete sie knapp, dass sie dafür jetzt keine Zeit habe.
Schwerpunktthema

Strohmann-Argumente
Wie sich eine Kritikerin an einem holzschnittartigen Säkularismusbild abarbeitet

Gunnar Schedel

Wenn an gesellschaftlichen Folgen konservativer islamischer Vorstellungen Kritik geübt wird, lässt die reflexartige Reaktion meist nicht lange auf sich warten. Alleine die Tatsache, dass die Religion einer (aus eurozentristischer Perspektive) Minderheit Gegenstand der Kritik ist, führt zur Diskreditierung des Vor­gebrachten sowie der gedanklichen Grundlagen.

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Staat und Kirche

Ist mit der Ampel-Koalition endlich staatliche Neutralität in Sachen Religion möglich oder steht das Signal weiterhin auf Rot für säkulare Politik?, Foto: pixabay.com
Staat und Kirche

Die Idee eines Neutralitätsgesetzes
Antworten der Parteien auf eine Anfrage des IBKA

Redaktion MIZ

Die Bundestagswahl ist gelaufen und alles deutet darauf hin, dass nach 16 Jahren Regierung unter Führung der Union in den nächsten Jahren eine Ampelkoalition die Politik bestimmen wird. Und so besteht zumindest die Möglichkeit, dass Bewegung ins Verhältnis von Politik und Religion bzw. Weltanschauung kommt. Denn so weit SPD, Grüne und FDP in finanz-, wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen auch auseinanderliegen, in lebensweltlichen Angelegen­heiten werden größere Schnittmengen sichtbar. Hier liegt Potential für gesellschaftliche Veränderungen.

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Prisma

Porträtfotografie Hans Peter Riegel, Foto: privat
Prisma

„Beuys taugt nicht als Galions­figur der deutschen Vergangenheits­bewäl­tigung“
Ein Gespräch mit Hans Peter Riegel über Kunst, Politik und Weltanschauung bei Joseph Beuys

Hans Peter Riegel

Hans Peter Riegel legt zum 100. Geburtstag von Joseph Beuys den 
vierten Band seiner Biographie vor. Den Künstler Beuys liest Riegel gegen den Strich: als Anthroposophen mit reaktionären, esoterischen und rechtsgerichteten Einstellungen. Die MIZ-Redaktion sprach mit dem Autor und Medienkünstler über die Person hinter der schillernden, gefeierten Künstlerpersönlichkeit Joseph Beuys.

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Erkenntnisse über Gene und DNA führten zur Verfeine­rung der Evolutionstheorie, Foto: pixabay.com
Prisma

Was kann die Erweiterte Evolutionäre Synthese leisten?
Teil 3: Die Zweite Darwinsche Revolution

Thomas Waschke

Als 1959 das zweite Darwin-Jahr durch eine Festwoche an der Universität von Chicago begangen wurde, hatte sich die Situation innerhalb der Evolutionsbiologie grundlegend geändert. Die Selektionstheorie hatte sich in Form der Modernen Synthese (andere Bezeichnungen sind ‘Synthetische Theorie der Evolution’ oder auch, vor allem im angelsächsischen Sprachraum, ‘Neo-Darwinismus’), zumindest in der Fachwelt, so weit durchgesetzt, dass niemand mehr, der eine andere Theorie vertrat, ernst genommen wurde. Niemals zuvor oder danach gab es eine so umfassende Einigkeit innerhalb der Evolutionsbiologen.

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